Es regnet vor sich hin heute morgen. Immerhin der Blick auf den Jostedalsbreen ist frei.Manchmal gibt es eine winzige Lücke in den Wolken und die Sonne wirft einen heiligenschein aufs Grüne. So träge wie wir wälzen sich die Wolken aus ihrem Waldbett.

Mit der Abreise von diesem einzigartigen Flecken lassen wir uns sehr viel Zeit. Erstens hat das Jannikind heute Jeburtstach! Und außerdem steht heute sowieso nur viel Gefahre auf dem Plan. Wir toben noch etwas auf dem Spielplatz herum.

Irgendwann müssen wir dann doch los – inzwischen ist es fast eins. Auf der Straße runter zum Innvikfjorden kommen uns schon wieder touristengefüllte Busse entgegen. Unten in Olden liegt eine neues Kreuzfahrtschiff im Fjord.

Unser Mittags-Ziel ist der Bøyabreen – eine weitere Gletscherzunge des Jostedalsbreen. Bis dahin müssen wir 100 km zurücklegen. Um auf die E39 zu gelangen, müssen wir uns bei Utvik wieder mal Serpentinen hinauf quälen.Oben liegt ein Skigebiet, nur Schnee fehlt, den sieht man auf den Bergen gegenüber.Lange halten wir uns hier nicht auf, wir wollen weiter. Wenig später kommt der nächste Fjord in Sicht. Da unten liegt Breim im Sonnenschein.Atemberaubend, wie die Landschaft, ist auch der Wetterwechsel. Nur 10 min später gießt es,um keine 10 min darauf wieder die Sonne vom Himmel strahlen zu lassen.Hier am Ende des Jølstravatnet sind wir fast am Getscher.Man hort häufiger ein Donnern und Krachen, wenn sich Eis löst, und den Berghang herunterbröselt.Zwei Meter pro Tag rutschen nimmt man dem Gletscher bei seinem Getöse ab.

Ich torkel mit Jannika vom Gletschersee zum Parkplatz. Ihr neues Spiel – Steine in Matschhose stopfen – funktioniert heute nicht, mangels Matschhose. So wirft Sie ihre Findlinge einfach wieder hin. Find ich besser.Maria will noch ihren Geocache einsammeln. Sie nimmt Alina mit. Nach knapp einer Stunde mach ich mir langsam sorgen, ob die beiden in einen Gebirgsbach gefallen oder vom Elch geknutscht worden sind. Maria hat sich einfach nur verschätzt, was 200 m im völlig durchnässten, sumpfigen Urwald bergauf bedeuten. Na gut. Den Schlüssel zum Womo hätte ich aber gerne gehabt.

Morgen wollen wir die Stabkirche in Borgund sehen. Heute schaffen wir es nicht mehr bis hin, so nah wie möglich wollen wir aber ran. So tunneln wir weiter durch Norwegens Berge auf der 5 und tangieren Seen und Fjorde. So manches kann man nicht fotografieren, die Bilder wirken nichtssagend, dabei ist die Landschaft unfassbar. Durch Sognalsfjøra da drüben sind wir gerade gefahren.Auch etwas, an das man sich in Norwegen gewöhnen muss: Man fährt Bögen und Umwege. Den Straßenbauern bleibt nur die Wahl am See-/Fjordufer entlang zu bauen, oder einen Tunnel durchs nächste Gebirgsmassiv zu bohren. Über die Berge geht nicht, es ist alles viel zu hoch und zu steil.

Ein kurzer Halt an der Stavkyrkje Kaupanger.Seit Ende August ist die geschlossen, schade.Zurück auf der 5: Der nächste Tunnel endet direkt an der Fähre über den Sognefjorden. Das muss man wörtlich nehmen!Es wird sogar das Kreuzen der Fahrbahnen vermieden, indem man die Spuren in zwei Tunnel trennt und die Röhren übereinander führt!

Unseren einsamen Platz zum Übernachten finden wir auf einem Rastplatz an der historischen Route entlang des Lerdælselvi, kurz vor Borgund.Die Route kann man immer noch statt des 2003 errichteten Tunnels fahren. Während die Dunkelheit hereinbricht, unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang auf der allerersten Route, die noch ein Reitpfad war. Weit gehen wir nicht, in der Finsternis wird es zunehmend kalt. Zurück am Womo sind wir allein, nur das Wasser des Lerdælselvi rauscht unablässig.

149.606 km (3.725 km)

(swg)