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Mikas Wochenrückblicke

1.1.

Das neue Jahr beginnt viel zu früh. Es ist um sechs und Mika ist partout nicht dazu zu bringen wieder ins Bett zu kommen. Zeit aufzustehen, findet er. Maria gibt nach, ich bin wirklich nicht in der Lage dazu und drehe mich nochmal rum. Viel weiter als bis zur Couch kommt Maria auch nicht, Mika spielt und räumt seinen Schrank aus – um sich mal wieder reinzusetzen. Er ist fit, schließlich hat er das ganze Spektakel heute Nacht verpennt. Mehr oder weniger hatte er einen normalen Tag.

7.1.

Ganze drei Tage Kita hat es gebraucht und Mika ist wieder krank. Über 39°C hat das Fieberthermometer heute Nacht gezeigt, am ganzen Körper hat er geglüht und der Husten ist auch wieder richtig schlimm. Um 8:55  haben wir Termin bei Kinderärztin, noch im Aufzug nach unten bekomme ich von Mika „Täta! Täta!“ zu hören – er will in die Kita – und werde mit großen runden Augen angeguckt.Draußen versteht er aber, dass wir jetzt in die andere Richtung gehen. An der Einfahrt zum Konsum will er zum Bäcker abbiegen, zum Glück besteht er aber nicht darauf.

Pünktlich bin ich beim Kinderarzt, drin im Behandlungszimmer, aber ach: Die Gematik sorgt für 20 Minuten Pause, bis Mika und ich wirklich dran sind. ‚Nur ein Infekt‘, hat die Kinderärztin dann diagnostiziert. Der Husten ist seit der Lungenentzündung nie gänzlich verschwunden gewesen, jetzt ist er halt wieder heftig. Aber gut. Krankschreibung bis Freitag – vier Tage?! Glaub ich nicht. Schonen soll ich ihn, dafür sorgen, dass er sich ausruht. Hahaha. Klar, Ruhe! Bestimmt. Der Zwerg hüpft direkt mal von der Behandlungsliege, freihändig. Der Kinderärztin stockt kurz der Atem, ich zuck nur noch mit dem Schultern, Mika grinst mich an. Armes krankes Kind. Armer Papa, das wird ein anstrengender Tag.

Frühstück! Mika geht sehr sehr gerne zum Bäcker, oben an der Haltestelle zum Ilgen geht es erstmal rein – ist mir ganz recht. Wenn Mika auch sonst nicht still sitzen kann: Hier mampft er gemütlich und am Tisch sitzend, was er sich ausgesucht hat.Sobald er keinen Bock mehr hat läuft er herum, Runden flitzen macht ihm immer Spaß. Los ist früh unter der Woche hinten im Sitzbereich eh nichts. Zum Kaffee kann ich noch Anrufe erledigen und meine Krankschreibung einreichen. Nach Hause geht es danach immer noch nicht.

Stadtbäcker Höring macht nämlich ganz leckere Brötchen, davon will er jetzt noch eins haben. Gelegenheit für mich, ein Brot mitzunehmen, das ist nämlich auch ungeschlagen. Und in den Konsum will er noch, sich auf die Bank im Eingang setzen.Naja, Möhren brauch ich auch noch, dann erledige ich das gleich mit. In Mikas Rucksack findet sich immer ein kleiner Einkaufsbeutel – sinnvoller Weise. Inzwischen hat Mika das Konzept „bezahlen im Supermarkt“ verstanden: An der Kasse müssen die Dinge erstmal aufs Band. In dem kleinen Kinder-Einkaufswagen stehend räumt er eins nach dem anderen rauf. Die Kassenkraft in Ausbildung schaut kritisch, ich halt den Wagen fest, dass der nicht wegrollt. Anschließend geht’s relativ direkt nach Hause.

Zu Hause spielen wir ein bisschen. Zwischendurch mampft Mika immer mal am Brötchen, Dinkelbretzeln oder Apfelsine. Weit her ist es mit seinem Hunger mittags dann nicht. Ein gekochtes Ei geht aber immer. Was Essen betrifft ist das eines seiner Lieblingsworte: „Ei!“. Zum Mittagsschlaf kriege ich ihn anschließend nicht. Nach einer viertel Stunde wache ich wieder auf und das Kind ist nicht mehr im Schlafzimmer! Offenbar hat er seine Feuerwehr als Trittstufe benutzt um an die Türklinke zu kommen. Na großartig.

Er verspielt den Nachmittag im Wohnzimmer, ich bin irgendwie deutlich kaputter als er und würde am liebsten nur schlafen. Abends kehrt es sich dann um, Mika schafft es geradeso bis um sechs, dann müssen wir ihn ins Bett bringen. Das liegt aber halt nur am ausgelassenen Mittagsschlaf. Total krank, das arme Kind …

10.1.

Mika ist beim Essen anstrengen. Weil wir ihm schon dauernd Dinge verbieten (müssen) – auf den Abendbrottisch zu steigen zum Beispiel – lassen wir ihn trotzdem relativ viel experimentieren. Heute hat Mika, Ritter der Abendbrotrunde, Excalibutter aus einem riesigen Fettblock gezogen.Zur Belohnung gab es dann Butter auf Senfgurke, so war’s bestellt.Er versucht sich selbst auch am Schmieren von Schnitten oder Schneiden von Gemüse. Da müssen wir bloß ein bisschen die Hand drauf halten, das Gemüsemesser ist doch recht scharf.

12.1. Sonntag

»Ess! Ess!« Der Wecker projiziert 5:43 an die Schlafzimmerdecke. Und Mika ist nicht davon abzubringen! Ich muss jetzt aufstehen, mit ihm in die Küche gehen und etwas essen – was immer das sein soll. Ich setze Mika auf der Anrichte ab. »Willst Du einen Toast?« »Ja!« »Soll ich den toasten?« »Ja!« Wir warten. Währenddessen hol ich die Butter aus dem Kühlschrank »Ei! Ei!« Er hat die Eier in der Kühlschranktür entdeckt. »Du willst ein Ei essen?« »Ja!« Naja gut, von gestern sind noch gekochte Eier übrig, es gab Eier in Senfsauce – tatsächlich etwas, was alle hier ganz gerne essen. Mika pellt das Ei, ich schmiere Butter auf den Toast und schneide den klein. Mika mumpelt an seinem Ei, da kann ich die Küche noch ein bisschen aufräumen, der Geschirrspüler ist dann auch bereit zur Abfahrt … Eine Hälfte vom Ei isst Mika, den Toast lässt er liegen, wir können zurück ins Schlafzimmer -.- Nach einer halben Stunde will er aber doch schon wieder aufstehen, ich bin hundemüde, Maria ist dran.

Gegen Acht dreht sich wenigstens nichts mehr in meinem Kopf und ich geh zum Bäcker. Maria hat die Zeit mit Aufräumen und Wäsche verbracht, Mika sorgt immer mal für Aufregung

13.1.

Nein! 4:55 Uhr! Der Junge geht mir gerade echt auf die Nerven. Die letzte fast dreiviertel Stunde hätte ich wirklich gerne noch geschlafen. Mika nicht, der will raus, Frühstücken, spielen. Ich geh kaputt, so sollte kein Montag anfangen! Wenigstens geht der Rest des Morgen reibungslos über die Bühne, zeitiger als sonst verlassen wir die Wohnung. In der Kita hat ‚jemand‘ schon wieder ziemlich rote Augen. Komisch, wie schnell man wieder müde ist, wenn man nicht ausschläft …

Mein Tag war auch eher dunstig. Zu allem Unglück hat ein Kollege in einer Art Guerilla-Aktion seine Couch mit ins Büro gebracht.Die hat mich den ganzen Tag angelächelt.

15.1. Homeoffic

Maria hat Homeoffice und Mika sich entschieden, dass ein bisschen krank ganz gut dazu passt. Vorgestern musste ich ihn nach dem Mittagsschlaf aus der Kita holen, wg. erhöhter Temperatur. Immerhin sparen wir ein Kind-krank, auch weil Oma Katrin aushilft und mit auf Mika aufpasst. Sie geht mit ihm draußen spazieren. Denn natürlich ist heute überhaupt gar nichts von irgendwelchen Krankheitssymptomen zu erkennen; Dass die Nase läuft ist wohl ziemlich normal zu der Jahreszeit. Mika läuft die ganze Runde selbst durch den Volkspark, dann geht’s noch für eine viertel Stunde in den Hof zum Sandkasten. Es ist nieselig-nass, aber das ficht ihn nicht an. Draußenkind, ohne Abstriche. Draußen ist er entspannt, läuft herum balanciert auf steinernen Einfassungen, latscht durchs Gebüsch. Nach Hause will er von alleine nicht.

16.1.

Man muss echt aufpassen, was man sagt, Mika quatscht einfach alles nach. Das Wörtchen »Scheiße« rutscht uns eindeutig zu oft raus …

19.1.

Ein bisschen tut mir Jannika leid. Sie kümmert sich so intensiv um Mika, mehr als Alina das tut (nicht das Alina das nicht täte, das schon). Inzwischen kann er Alina Namen recht deutlich sagen, manchmal ist sie sogar »Schwess Lia« oder auch nur »Lia«, wenn er ruft, wirds zu »Iiiiiiilaaaaaa«. Und seine kleine große Schwester? Nun, sie ist einfach nur »Schwess«, nichts sonst. Arme Jannika. Wir lachen mehr, als wir sollten. Erst wenn die Kinder alle im Bett sind, natürlich.

21.1.

Achnaja, Mika ist schon wieder krank, er hustet, die Nase läuft, die Kita fällt aus. Heute bleibe ich zu Hause, Maria hat zu wichtige Treffen und Prüfberichte im Plan. Ich dödel mit Mika ein bisschen herum, spielen, Eisenbahn bauen, Bücher lesen. Irgendwann bin ich abgelenkt, mir ist eingefallen, dass ich was zu Orchideen-Pflege recherchieren wollte. Mika hat sich inzwischen einen Stock besorgt und macht Unsinn damit. In der Küche liegt er auf dem Boden und stochert er unterm Schrank nach Robbi herum. Erst kitzel ich ihn ein bisschen, dann streichel ich seinen Rücken. Er bleibt liegen, giggert. Und dann ist er plötzlich still.Er ist eingepennt?! Auf dem Küchenfußboden. Besser ich hol eine Decke, so kalt ist der Boden nicht, aber sich wieder verkühlen muss jetzt nicht sein.Fast drei Stunden schläft er so, zwischendurch hustet er mal, bewegt sich ein bisschen, schläft aber einfach weiter.

23.1.

Inzwischen hat sich ein Ritual entwickelt, Mika geht unglaublich gern zum Bäcker. Das hab hauptsächlich wohl ich verursacht, aus meiner Verlegenheit heraus mit Mika ungern nach Hause zu gehen, wenn ich dann mit ihm alleine bin, ausgeliefert, möchte ich sagen. Dort ist er reichlich unentspannt, draußen ist das anders. Und draußen kommt man am Bäcker vorbei. Oder geht rein.Spät Nachmittags hat das noch den Vorteil, dass Mika tatsächlich etwas isst. Von Abendbrot hält er immer noch nichts, aber hier sucht er sich sehr gerne Brötchen oder Laugengebäck aus und isst es dann auch. Offenbar beobachtet er interessiert alle anderen Kunden, die so reinschneien. Es dauert, bis er anfängt Blödsinn zu machen, und dann ist er auch leicht nach Hause zu dirigieren.

(swg)

Sorry, zu privat für die Öffentlichkeit. Vielleicht klappt’s nach dem Login?

Mittwoch Abend hat Mika wieder Mal Fieber gehabt, Donnerstag Morgen wäre seine nächste Impfung fällig gewesen – so natürlich nicht, die Grippeimpfung musste ausfallen. Seine Dauer-Erkältung hat mir weniger Sorgen gemacht als der jetzt neu dazu gekommene Husten. Also trotzdem mal bei der Kinderärztin vorbei gehen und den kleinen Kerl vorstellen. Pünktlich bei der Kinderärztin zeigt er, dass es ihm nicht so gut geht, er atmet deutlich gepresst. Beim Abhorchen erst ein »das klingt aber nicht gut«, dann ein »Beginnende Lungenentzündung!«. Das kam jetzt doch überraschend, wir sollen gleich mit Antibiotika draufhauen. Ohje. Na gut.

Eigentlich ist Mika recht fröhlich drauf. Nachdem wir kurz das Rezept in der Apotheke eingelöst haben, will er wieder spazieren gehen. Aber er gerät ziemlich schnell außer Atem, was ihn offenbar selbst verblüfft. Seine Ziele beim Herumspazieren liegen weiter weg, als er gerade über Ausdauer verfügt. Er wirkt ein wenig deprimiert, wie er da auf dem Parkplatz vorm Konsum herumsteht. Gerne wäre er weiter auf den Randsteinen herumbalanciert, vielleicht vorn herum am Schreiberli vorbei gestapft: Geht aber nicht. Er ist müde, also gehen wir einfach heim; Heißt: Ich trage ihn, was wirklich nicht häufig passiert. Ein klein wenig Spielen wir noch, lunschen ins Müsli, gucken Bücher an und dann ist Schicht im Schacht, einfach eingeschlafen über einem Buch, auf meinem Schoß.Bewegen durfte ich mich in der ersten Stunde nicht, fast wäre er mir aufgewacht. Dann hätte ich ein sehr knatschiges Kind gehabt. Leider lag nicht mal mein Handy in Griffweite, mir blieb auch nur, ein Nickerchen zu machen. Gibt schlimmeres. Nach einer Stunde konnte ich Mika doch abkippen, er hat zum Glück einfach weiter geratzt. Was tun ist jetzt aber trotzdem schwierig, schließlich liegt das Kind im Wohnzimmer auf der Couch. Und nix was ich tue darf Lärm verursachen… Naja, ’ne Waschmaschine krieg ich angeworfen, bissel was aufgeräumt; Ansonsten ist die Verdammnis zur Tatenlosigkeit wirklich furchtbar.

Furchtbar an Kind-krank ist auch, dass Mika nicht wirklich isst. Beim Müsli ging es kaum über drei Löffelchen hinaus. Sonst mag er so gar nichts essen. An allem knabbert er nur ein bisschen rum, aber im Großen und Ganzen wartet er einfach darauf, dass Maria wieder da ist; Dann hängt er ausschließlich an ihrer Brust. Nachts sowieso, und wenn sie zuhause bleibt erst recht. Dabei reicht ihre Milch schon lange nicht mehr aus. Nachts wacht Mika auf und will was essen, gebärdet es und möchte aufstehen, in die Küche gehen. Gibt man dem nach findet er aber nichts, was er tatsächlich essen will. Egal, was man anbietet: Müsli, Knäcke, Butterbrot, Banane, Apfel, Gurke – nichts davon will er jetzt essen. Jedes Kind isst Nudeln?! Mika gerade nicht, also jetzt nicht, manchmal schon, aber auch nur nach Laune. Aus der Kita wissen wir eigentlich, dass er all das ganz gerne mag. Beim Abholen krallt er sich zum Beispiel gern mal schnell noch ein Butterbrot und mampft es dann. Zuhause nicht. Hier steht er nachts leicht verzweifelt und hungrig in der Küche.

Für Mika scheint Nahrung auf einem Teller ein interessanter Zeitvertreib zu sein, aber Nahrungsaufnahme definiert er anders. So war es für Maria gestern, am Freitag, auch ein einziges „Mamamamamama“. Besser ging es Mika noch nicht, und es ist auch eher anstrengend, wenn das Kind andauernd die Brust will. Geschweige denn, dass man so irgendetwas erledigt bekommt. Weil das so ist, ist heute Aufräum-Samstag. Wenn alle da sind kümmern sich gleich vier um das kränkliche Knatschkind. Als Hahn im Korb ist er fast schon zufrieden.

Spät nachmittags hat der Reitverein, bei dem auch Alinas und Jannikas Hobbyhorsing stattfindet, zum Laternenfest geladen. Spazieren geht’s mit den echten Pferden, hinterher gibt es Lagerfeuer und Bratwurst. Kontaktscheu ist Mika nicht.Kurz nach sechs hat Mika fertig, wir fahren heim – nee, wir laufen, vom Bus sehen wir nur die Rücklichter. Mika findet’s doof, der will jetzt einfach nur ins Bett, ich lauf einfach schneller durch die dunklen Straßen. Zwei Haltestellen sind keine so große Entfernung.

(swg)

Das Mika-Kind ist krank, Temperatur hatter, husten tuter, zuhause bleiben musser. Ich bin dran mit Kind-Krank, Maria hat Wechselstress. In ihrer neuen Abteilung wird sie eine Arbeitsgruppe leiten, aber das Fachgebiet ist ihr zuletzt im Studium zugestoßen: Viel aufzufrischen und wieder kennenzulernen. Außerdem wird gerade ein neues QS-Management eingeführt. Ist sehr schlecht, wenn man dann die Veranstaltungen dazu verpasst.

Ich darf mit Mika zum Kinderarzt. Wie immer, wenn Wochen schon voll sind, kommen Extra-Hürden dazu: Unsere Kinderärztin hat Urlaub und wir müssen zum Vertretungsarzt. Viel weiter ist es zum Glück nicht, aber zum Fahrrad bin ich doch genötigt – sonst muss ich nur über die Straße. Eigentlich habe ich einen guten Start und bin schon vor halb acht aus der Tür, dafür reicht die Schlange beim Kinderarzt aus der Praxistür raus. Das ich da vielleicht nicht so lange sitzen muss, wie letzte Woche, hatte ich schon gehofft; Vorstellen muss ich Mika jetzt nicht, was soll die Ärztin auch feststellen? Eine Krankschreibung reicht mir. Aber draußen stehen war nicht geplant.

Krankschreibung ohne Vorstellen geht klar, immerhin. Bei unserer Kinderärztin wäre das noch einfacher gewesen, eine Email hätte genügt. Die Krankschreibung holt man sich dann im Lauf‘ des Tages ab. Na egal, immerhin muss ich nicht im Wartezimmer mit den anderen Verseuchten rumsitzen. Vorm Empfangstresen dieser Praxis sind auch ein paar Bänke und Stühle. Dort vertreibe ich Mika die Zeit mit Buch vorlesen – da hat seine Ausdauer in letzter Zeit enorm zugenommen. Als ich freundlich den Krankschreibungszettel gereicht bekomme versteht er das aber sofort als Aufbruchs-Signal. Er kann gar nicht schnell genug aus der Praxis kommen.

Es ist erst acht Uhr, mit dem Fahrrad sind wir sehr schnell wieder zu Hause. Nachdem es im Keller steht, will Mika natürlich nicht hoch in die Wohnung. Sein Puky will er haben und raus soll es jetzt gehen. Na, meinetwegen. Ich hab’s mir schon gedacht, als ich mein Fahrrad die Treppe runterschleppe und der Zwerg nachkommt. Im sonnigen Herbstwetter ist das ja nicht unangenehm, es sind 15°C, gelb-braune Blätter fallen überall.

Überhaupt ist das Grün dieses Jahr wieder sehr schnell in kahl umgeschlagen. Es hat keine Woche gedauert und ein Übergang durch bunten Herbst hat kaum stattgefunden. Gerade erst war noch alles grün, jetzt ist schon gelb-braun oder gleich komplett kahl.

Gehen wir also. Richtung Haltestelle zeigt Mika und sagt „Mama, Mama!“. Nee, Mika, Mama ist auf Arbeit, die kommt erst heute spät Nachmittag wieder nach Hause.Ich hab keine Ahnung, warum er glaubt, an der Haltestelle Mama zu finden. eigentlich fährt Maria mit dem Strida zum Bahnhof und dann mit dem Zug nach Freiberg. Obwohl. Manchmal kommt sie auch mit der Straßenbahn zurück. Faltrad bergauf macht nicht so viel Laune.

An der Haltestelle biege ich mit Mika in den Bäcker ab, ich hab unsere Nachbarin hinter der Theke gesehen. Ich wollt‘ nur kurz ‚Hallo‘ sagen und ein Croissant mitnehmen. Aber Mika ist eingefallen, dass er doch Hunger hat, das Croissant will er gleich haben. Unter dem tadelnden Blick von Nachbarins Kollegin setze ich Mika auf einen Stuhl und drücke ihm das Backwerk in die Hand. Steuerhinterziehung! Bestell ich halt noch ’nen Kaffee dazu, für mich. Dann kann ich mich etwas länger mit der Nachbarin über die Hausungemeinschaft unterhalten. Mika mumpelt derweil fast das ganze Croissant weg.

Ein Bekannter – Kita-Papa – schaut auch noch vorbei. Da drängelt Mika aber schon sehr und will mit seinem Puky immer aus der Bäckerei-Tür raus. Ich hab ihn schon ein paar mal zurück gerufen – und er hat erstaunlich gut gehört. Draußen treffe ich noch eine andere Nachbarin, aber Mika will jetzt aber wirklich mal weiter. Er fetzt die Paradiesstraße runter. Inzwischen kann er ganz koordiniert die Füße heben und das Puky rollen lassen und genauso die Fußsohlen zum Bremsen wieder vorsichtig auf den Boden setzen.Immer die Straße runter hat er einen Riesenspaß, flitzt durch die Laubhaufen am Rand, gickert dabei und ist auf Tour fröhlich wie immer. Unten an der nächsten Haltestelle biege ich ihn lieber ins Wohngebiet ab. Sonst würde er vermutlich bis zum Großen Garten weiterfahren.

Der Junge wirkt einfach nicht krank, oder? Was soll ich mit dem zuhause? Den hab ich nur hier, weil erhöhte Temperatur ein no-go für die Kita ist – sagen die. Eigentlich finde ich schon, dass für ihn andere Regeln gelten sollten! Es ist unmöglich ihn in der Wohnung zu behalten, geschweige denn ihn ins Bett zu legen, zwecks Erholung. Draußen will er sein, rum fahren muss er! Bis hier sind wir schon einen Kilometer mit dem Puky rumgewutscht! Naja, so ein Herbsttag mit Kind ist ja auch mal schön. Arbeit wartet, die geht sowieso nicht weg.

Apropos eigene Regeln: Mika muss ich immer wieder mal davon abhalten, auf die Straße zu wutschen. So eine Bordstein-Stufe mit dem Puky runterknallen macht ihm nämlich irre viel Spaß! Das probiert er ausdauernd und auch teils vehement.Stattdessen dirigiere ich ihn rüber zum nächsten Hauseingang, da gibt es eine kleine Rampe und daneben eine Treppe. Runter, rauf, runter, rauf, runter, …

Die Heinrich-Greif-Straße wieder rauf gibt es kleinere Spielplätze bei den Wohnblöcken der WGS. Dorthin machen wir uns auf – natürlich nicht ohne Abstecher in Ein- und Zufahrten, Steine sammeln, Steine verstreuen. Am Ende ist der Sandkasten die interessanteste Option für ihn.Ich bin ein bisschen dünn angezogen, eigentlich war ich ja auch nur auf ein kurzes Stück Fahrrad eingestellt – obwohl ich es besser hätte wissen können. Hier zwischen den Wohnblöcken kommt die Herbstsonne nicht bis zu uns herunter und so langsam kriecht mir die Kälte unter die Regenjacke beim Rumstehen. Nach Hause will Mika nicht, der Sandkasten ist toll. Aber Hunger bekommt er inzwischen wieder, damit zieht der Konsum: Da können wir ja vielleicht was zu essen kaufen. Pflaumen sind’s geworden.So richtig verstanden hat Mika das Konzept „Einkaufen“ noch nicht. Waren einsammeln klappt schon ganz gut, aber den Schritt „bezahlen“ sieht er nicht so richtig; Ist doch ein Umweg! Gleich reinbeißen geht viel schneller. Beine baumelnd verdrückt er eine Pflaume, dann balancieren wir auf der Parkplatz-Einfassung nach Hause. Hoch in die Wohnung will er immer noch nicht, aber ich muss jetzt mal dringend. Außerdem ist es inzwischen fast elf und ich muss mich langsam um ein Mittagessen für ihn kümmern. Fast drei Stunden draußen herumspaziert; Das arme, kranke Kind…

(swg)

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