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Dieser Herbst war prädistiniert für eine Radtour, vergleichsweise trocken, sonnig und nicht allzu kühl. Sehr lange mussten wir nicht überlegen, wo wir radfahren wollen, der Geistesblitz kam recht schnell: Mauerweg Berlin.

Wir haben die Mauer erlebt. Einmal haben wir Westberlin mit dem Fahrrad umrundet und sind dabei teils auf Ost- teils auf Westgebiet dem Verlauf dem ehemaligen Todesstreifen gefolgt. Wenn auch wenig von den historischen Anlagen erhalten ist, so haben weitsichtige Menschen dafür gesorgt, dass man diesen Teil Weltgeschichte auch heute noch erfahren kann. Was diese scharf bewachte Grenze mitten durch eine Millionenstadt für den einzelnen bedeutet haben mag, kann man nur erahnen. Die vielen kleinen Stationen des Gedenkens helfen, einen Einblick zu bekommen. Trotzdem bleibt der Wahnsinn in seiner ganzen Größe unfassbar, wenn man durch alte Wohngebiete radelt und links der Straße Osten und rechts Westen ist.

Diese Radtour war mein lang gehegter Wunsch, jetzt bot sich die Chance. Wie immer habe ich alles verblogt, unten geht’s los. Jeder Etappe liegen unsere Routen bei, selbst kleine Kinder bewältigen sie in jedem Fall. Werft einen Blick auf eine wunderschöne und gleichzeitig bedrückende Reise.

Eine Übersichtskarte der kompletten Runde gibt es auch, jede unserer Etappen hat eine eigene Ebene.

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Erfahrt Geschichte. Das Tempo ist nicht wichtig.

(swg)

Unsere Tickets für den Zoo Berlin haben wir online gebucht, mit Zeitslot. Damit versucht man wohl den Ansturm etwas zu verteilen. Das hier so gar niemand ist, liegt aber wohl eher ganz allgemein an der Uhrzeit: Es ist kurz nach neun.So ein herrlicher Herbst, auch die Löwen genießen die Sonne.Am wichtigsten im Berliner Zoo sind die putzigen Pandas, da wohnen sie.So viel ist von den Bären gerade nicht zu sehen, deswegen werfen wir einen Blick ins Affenhaus.Leider werden auch hier die Tiere noch in altertümlichen, gefliesten Zellen gehalten. Das gleiche Problem wie bei den Orangs in Dresden.

Es füllt sich langsam der Zoo und mir drängen jetzt zu viele Menschen ins Affenhaus – wir gehen mal lieber wieder nach draußen. Am Antilopenhaus gibt es ja auch was zu gucken.Nicht allzuviel los bei den Elefanten, gemächliches grau in grau.Was immer fetzt, sind Erdmännchen, die sind ständig am herumwuseln. Auf dem Weg dahin begegnen wir noch den Flamingos.Da stehen sie, aufgereiht wie die Orgelpfeifen.Offenbar sind die Tierchen gerade sehr sonnenhungrig.

Wirklich interessant ist die Versammlung der Haushuhnrassen und Tauben.Und weiter zu Geiern…… und Eulen.Das erinnert mich daran, dass ich mich auch mal wider rasieren müsste: Bartschwein.Auch der Berliner Zoo hat einen abgefahrenen Spielplatz. Die Kinder sind jedenfalls sofort verschwunden. Wir suchen schon mal einen Tisch vorm Imbiss.An unserem Tisch sind wir nicht allein.Nilpferde haben wir noch nicht oft bestaunen können, so häufig sind die nicht vertreten.Oh, jemand hat Heu gebracht, die Dickhäuter entsteigen ihrem Tümpel!So schwerfällig und gemächlich sie erscheinen mögen: die können richtig rennen. Als Mensch hat man da kaum eine Chance, Nilpferde sind schneller. Bestenfalls findet man einen Graben oder höheren Absatz – gut steigen können die Hippos nämlich nicht. Aber das Maul aufreißen geht super.Zeit sich loszureißen, der Streichelzoo ist unumgänglich und dauert eine Weile.Gleich gegenüber wartet die „Welt der Vögel“, ein riesiges Vogelhaus.Eine beeindruckende Voliere gibt es dann draußen zu sehen: die der Strandvögel. Komplett mit Wellenmaschine für das authentische Strandfeeling.Wir müssen unsere Schritte etwas beschleunigen, es ist bereits vier durch. Langsam merkt man den Kindern auch den langen Weg durch den Zoo an. Wir gucken noch kurz bei den Pinguinen vorbei……und bei den Robben……hallo Wasserschweine…… und zuguterletzt gibt’s noch einen Blick aufs Nashorn.Es war ein langer, schöner, herbstlicher Zoobesuch.Man braucht definitv mehr als einen Tag für den Zoo Berlin, für das Aquarium sowieso einen eigenen. Jedenfalls, wenn man zum Tieregucken da ist.

(swg)

Vor uns liegt der letzte Abschnitt unseres Mauerwegs. Bis zum Hauptbahnhof ist es nicht weit und doch liegen etliche Stationen vor uns. In der Innenstadt häuft sich die Geschichte wieder sehr. Vorher gibt es aber ordentlich Frühstück, nicht im Hotel diesmal; Wir fahren zwei Kilometer weiter zum Schäfersee zum gleichnamigen Café und bekommen da Frühstück.Wir meandern unseren Weg durch Berlins Straßen zurück zum Mauerverlauf und steigen an der Schönholzer Heide wieder ein.

Leider sind wir der offiziellen Mauerweg-Beschilderung gefolgt und nicht dem Bikeline-Radtourenbuch. So verpassen wir den Kinderbauernhof Pinke Panke. Wir folgen der S-Bahnlinie weiter und stoßen irgendwann an der Behmstraße auf diese wunderbare Fußgänger- und Fahrrad-Brücke.Am Mauerpark legen wir eine längere Pause ein, der Regenbogenspielplatz beschäftigt die Kinder.Durch das Birkenwäldchen fahren wir nochmal ein Stück über den Mauerstreifen zurück. Dort findet sich die Jugendfarm Moritzhof.Jetzt kommt die Geschichtsmeile, komprimierter Mauerwahnsinn. Entlang der Bernauer Straße stehen Stahlstangen senkrecht und in der Höhe der Mauer auf deren alten Verlauf. Dazu gibt es immer Geschichtstafeln, Fluchtgeschichten, die ganze Rücksichtslosigkeit des Todessteifens, die Kirchen abreißt, Friedhöfe pflügt und jeden schlicht erschießt, der die Seite wechseln will.Es ist kaum zu fassen, wie die Welt geteilt war – erklär das dann mal einer Neunjährigen.

Kurz nach Mittag stehen wir am Hauptbahnhof, von dem wir vor einer Woche gestartet sind.

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Unser Hotel für die nächsten zwei Nächte ist das Jugendgästehaus Hauptbahnhof. Einfach, sauber, Frühstück optional und der ADFC empfiehlt es. Unsere Fahrräder kommen in einem Gepäckraum unter, so sind sie auch morgen noch da.

Wir sind alle platt. Es ist nicht nur das Radfahren, man glaubt gar nicht wie sehr einem das langsame Gegurke mit den vollgepackten Fahrrädern in die Beine geht. Nein, das Thema der ganzen Tour ist kein Stimmungsaufheller. Dazu kommt, dass mir Berlin mit seiner überholten Hyperurbanität schwer auf die Nerven geht. Der Autoverkehr walzt in aller Sinnlosigkeit und einer unfassbaren Breite durch die Stadt, für Fußgänger und Radfahrer bleibt ein lächerliches Fastnichts. Morgen gucken wir noch im Berliner Zoo vorbei, am Sonntag hat uns dann die Provinz wieder.

Etappenlänge 18,7 km

(swg)

Kurz nach halb zehn können wir vom Grünen Turm losradeln. Das Frühstück ließ keine Wünsche offen, wie auch unser Zimmer nicht. Unser Plan nicht zu sehr zu planen geht wieder einmal voll auf – weil es glücklicher Weise wirklich problemlos Einzelübernachtungen gibt.Ein bisschen geht es die B96 nach Süden, irgendwo hinter der Shelltankstelle dürfen wir wieder in den herbstlichen Tegeler Forst einbiegen. Nicht ganz so angenehm sind die Pflastersteine hier, aber am Rand liegt so viel Matsch und Herbstlaub, dass es wieder glatt ist. Sehr schnell beginnt auch wieder Asphalt.

Der Mauerstreifen ist hier vollständig aufgeforstet und nicht mehr zu erkennen. Dafür hat die Deutsche Waldjugend direkt nach der Wende gesorgt: Gemeinschaftliches Engagement hat Schulen eingebunden und für viele neue Bäume gesorgt. Dafür gab es das Bundesverdienstkreuz für zwei Pädagogen. Der Naturschutzverein will zwar kein Geschichtsverein sein, hat aber für den Erhalt eines Wachturms und ein begehbares Stück Mauerstreifen gesorgt und ein paar interessante Erläuterungen aufgestellt.Ein besonders krankes Detail der „Mauer-Sicherungsanlage“ war der sogenannte Stalinrasen.Diese Gitter mit Stahldornen besetzt wurden hinter dem Hinterlandzaun ausgelegt; Wenn man den Zaun überkletterte und runter sprang, kann sich jeder selber ausmalen, wie das ausging… Nicht überall lagen die Gitter und insbesondere nach Protesten von Menschenrechtlern aus dem Westen nicht mehr im Stadtbereich. Aber Uferböschungen der Havel und so mancher eher weniger im Fokus stehender Mauerbereich im Ländlichen waren noch so ‚gesichert‘.

Wir dürfen sogar mal auf den Turm rauf und einen Grenzerblick werfen.Weit schweift der nicht mehr, wie gesagt hat die Waldjugend fleißig aufgeforstet, aber einen kleinen Eindruck kriegt man doch.

Der Weg ist hier eben und nur selten gibt es einen Hügel zu erklimmen: Die Grenztruppen haben sie für ein freies Sicht- und Schussfeld eingeebnet. Wir radeln weiter durch den Forst und genießen die Herbstsonne bei milden Temperaturen.Kurz treffen wir wieder auf die B96, dann biegen wir nach Westen ab, zum Tegeler Fließ. So langsam meldet sich der Hunger auch bei den Kindern, einen Picknickplatz gibt es aber erst an der Blankenfelder Chaussee.Ich bereue kein Stück, eine kleine Küche eingepackt zu haben. Ich krieg einen Kaffee und dann gibt es in Ruhe und vor allem in aller Freiheit für die Kinder eine entspannte Mittagspause.

Es geht weiter über weite Felder mit Birkenallee unter freundlichster Herbstsonne.Schade, dass wir den Taschendrachen zu Hause vergessen haben, leichter Wind hätte den ideal fliegen lassen.
An der Klemkestraße biegen wir nach Reinickendorf hinein ab, da haben wir unser Zimmer für heute Nacht gefunden. Ich finde Berlins Kontraste ziemlich spannend:Dorfkirche Alt-ReinickendorfMan steht in fast dörflicher Idylle vor der kleinen Dorfkirche Alt-Reinickendorf und keine 100 m weiter rollt der Verkehr auf vier Spuren.

Wie jeden Tag haben wir auch diesmal unsere Übernachtung erst im Lauf des Tages gebucht; Das ‚Good Morning Berlin‘ hat noch Platz für uns. Ein Doppelzimmer mit Beistellbett ist ausreichend für eine Nacht. Etwas länger hat es gebraucht, ehe wir ein Zimmer hatten; Immerhin, es hat geklappt. Dieses Wochenende scheint Berlin etwas mehr Touristen zu begrüßen. Trotzdem haben wir für die beiden Nächte Freitag/Samstag/Sonntag gleich noch mit gesucht, direkt am Hauptbahnhof. Damit verschaffen wir uns etwas mehr Freizeit – die Kinder wollen zum Abschluss des Urlaubs gerne in den Zoo.

Am „Kutschi“ gibt es jede Menge Möglichkeiten fürs Abendbrot – heute gibt’s mal Burger, Pizza und Pommes in Edi’s Kitchen. Kein Aufwand, alles zwanglos. Müde bin ich auch, warum eigentlich?

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Etappenlänge  km

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