verband man vor kurzem noch mit „jammern“. Jetzt führt es schon zur posttraumatischen Verbitterungsstörung

Auch politisch-kulturelle Umbruchsituationen können, sofern sie die Identität der Menschen in so ausgeprägter Weise wie nach dem Mauerfall oder auch dem Kriegsende im Jahr 1945 treffen, zu ähnlichen Weitergaben von Affekten und damit zu nachhaltigen psychischen Reaktionen führen. Diese Verletzungen müssen nicht unbedingt traumatischer Natur sein, nicht alle Menschen müssen darunter leiden, schreiben Froese und Seidler weiter. Aus ihrer Arbeit aber wissen sie, dass anhaltende posttraumatische Belastungsstörungen bei gut einem Drittel ihrer Patienten dann auftreten, wenn „zentrale Werte, politische, philosophische, religiöse Weltanschauungen und Überzeugungen, Ich-Idealbildungen, praktische Lebensformen, Rituale, Identitäten“ nicht länger in bekannter Weise Bestand haben und neue Lebensformen erst erlernt werden müssen.


So viele neue Patienten – neulich auf der Couch: „Wiss’n ’se, ich komm‘ ja ausm Ost’n …“

Das soll niemanden verhöhnen, der tatsächlich depressiv ist bzw. mit seiner Situation zu kämpfen hat. Aber irgendwie will man sich doch aus seiner Herkunft keine Krankheit machen lassen, die behandelt werden sollte.

Ich muss mir mal die erwähnte sächsischen Längsschnittstudie zu Gemüte führen.

[via]
(swg)