Nu ist er auch schon wieder vorbei – der G8 Summit – und außer ein paar Repressionen gegen Autofahrer (verstärkte Kontrollen und willkürliches Einziehen der Fahrerlaubnis), um diese von der Innenstadt fern zu halten, war von ungewöhnlichen Vorfällen nichts zu hören.

Wir haben uns gestern lieber aus der Stadt verzogen und eine Exkursion nach Novgorod gemacht. So richtig kann ich aber nicht entscheiden, ob sich das nun gelohnt hat oder nicht. Die Busfahrt hat, zwei Pinkelpausen eingerechnet, leider ziemlich langen gedauert, womit wir dann insgesamt ca. 7.5 Stunden unterwegs waren. Das bedeutete gerade mal 5 Stunden Aufenthalt in Novgorod. Da haben sie uns noch zu einem Kloster, einem Freilichtmuseum für Holzbauten und dem Kreml gekarrt. An der letzten Station haben wir uns dann gleich abgesetzt und sind auf eigene Faust losgezogen. Leider ist unser Russisch, mal abgesehen von Johanna (Polen), noch nicht so gut, dass wir der Tourifuehrerin folgen konnten. Aber wir hatten ja alle unsere Reiseführerdabei. Wegen der knappen Zeit lief dann alles etwas gehetzt ab, mit entspanntem Stadtbummel war also nix.

Abends haben wir alle zusammen gekocht und eigentlich sollte der Tag in gemütlicher Runde ausklingen. Als ich aber vom Telefonat mit meinen Eltern zurückgekommen bin wollten auf einmal alle weggehen. Also hab ich mich auch breitschlagen lassen und wir sind ins Zentrum in eine kleine orientalische Bar gefahren. Dort sind auch noch ein paar andere Leute zu uns gestoßen, sodass wir am Ende richtig viele waren.
Als dann aber die erste Flasche Vodka auf den Tisch kam ließ das schon Böses erahnen… Entspannt war es bis ca. 2:30 Uhr als die ersten den Heimweg antreten wollten. Im gleichen Augenblick gesellte sich eine größere Gruppe Russen zu uns, was einige doch noch zum Bleiben bewegte. Die nächste Flasche Vodka kam ziemlich prompt und was deren Vernichtung angeht, wurde von Seiten der Russen ein gehöriges Tempo vorgelegt. War ja auch kein Wunder, sie hatten im Gegensatz zu uns gerade erst angefangen zu trinken.
Von unseren Leuten blieben nach einer Stunde schließlich Andrew, Andy und ich übrig. Nach einer weiteren Stunde ausgelassenen Beisammenseins war Andy völlig im Zauberwald, was mich zu dem Entschluss kommen ließ, den Abend an dieser Stelle abzubrechen. Andrew war allerdings nicht zum Gehen zu bewegen. Auch die Gruppe Russen wollte uns unbedingt zum Bleiben überreden, die Nacht wäre ja noch jung und so schnell würden sie auch nicht wieder in Petersburg sein (waren aus Moskau). Nach 15 Minuten Diskussion konnte ich wenigstens Andy, dessen Argumentationsweise seinem Zustand entsprechend zu wünschen übrig ließ und sich eigenlich nur auf das Wort „Ey!“ beschränkte, mitnehmen. Nach einem kurzen Nickerchen im Taxi war ich heilfroh mit Andy auf dem Buckel das Hotel zu erreichen.
Andrew kam irgendwann so gegen 14:00 Uhr zurück. Und als ob es keinen besseren Tag während seines achtwöchigen Aufenthalt gegeben hätte, musste er sich ausgerechnet den G8 Summit für seinen nächtlichen Schönheitsschlaf auf dem Nevski Prospekt aussuchen. Unter diesem Gesichtspunkt hat er mit den Polizisten, welche ihn da aufgegriffen haben, echt Schwein gehabt. Die haben ihn nämlich lediglich ins nächste Krankenhaus gebracht, wo er dann heute Mittag 12:00 Uhr im Wartezimmer aufgewacht ist und ohne weiteres nach Hause gehen konnte. Viel mehr konnte er uns auch nicht erzählen, sein Gedächtnis hat wohl unter dem Vodka etwas gelitten… (Henner)