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Die Landschaft ist immer noch hinreißend und die Autobahn kurvt abwechslungsreich durch die Berge.


Tivoli ist arm, das sieht man auch. Aber man versucht es sich schön zu machen.

Hätten wir uns trotzdem sparen können. Für die Villa d’Este 18,- € Eintritt zu bezahlen, finden wir etwas fett. Den Zeltplatz konnten wir auch nicht ausfindig machen. Also fahren wir weiter, immer weiter.

Wir entscheiden, dass wir nochmal Meer sehen wollen und fahren durch bis Ostia. Da zeigt das Navi auch einen Zeltplatz an.

Ostia ist die römische Touristensardinen-Braterei. Auf dem Camping Internazionale di Castelfusano werden wir aufgenommen. Der liegt zwischen der Strandstraße und der Landstraße. Ein ganz okeyer Platz eigentlich, wenn man damit einverstanden ist, das Klopapier selbst mitzubringen. Immerhin kosten die Duschen, wie überall auf den italienischen Zeltplätzen, nichts. Sehr schön ist, dass man seinen Elektrokram kostenlos in der Rezeption laden kann: Schließfächer mit Steckdosen. Hinterm Zeltplatz, auf der Landstraße, ist eine Bushaltestelle. Den Bus können wir mit dem Roma Pass nutzen, letzteren gibt’s gleich hier auf dem Zeltplatz zu kaufen.

2:30am
Unter dem Eindruck von Tivoli sind wir hier in Ostia gelandet. Ostia selbst sieht aus, wie eine einzige 80er-Jahre Bausünde, könnte auch im Ostblock errichtet worden sein. Aber hier werden solche 4-5 geschossigen Wohnblocks noch immer gebaut. Der Zeltplatz ist relativ ok. An den zugehörigen Strand (80-Meter-Abschnitt mit Liegen und Schirmen in Reih und Glied) wollen wir nicht nochmal, die Amalfiküste stinkt außerdem zur Zeit zum Gotterbarmen nach Algen und Fisch. Abstoßend. Warum ist man hier? Wieso tun sich Menschen einen solchen Grill als Urlaub an? Jetzt, mitten in der Nacht, wiegt uns das Meeresrauschen in den Schlaf lässt uns das Verkehrsgetöse der Landstraße kein Auge zutun. Alle halbe Stunde ballert der Bus dort geräuschvoll von der Haltestelle los. Dazu stampft von der anderen Seite her, vom Strand, eine Disse ihren monotonen Beat über 70er- und 80er-Jahre-Hits. Nachts halb zwölf stellen sich wildfremde Menschen mit einem Laptop neben unser Zelt – der WLAN-Empfang ist hier besser – und beginnen, ihre Verwandschaft per Skype anzuschreien. Normale Idioten setzen sich zum Telefonieren mit ihrem Handy in ein Restaurant – muss Evolution sein. Es ist hier laut und hässlich. Kaum irgendwo sonst bekommt man stellvertretend für die Menschheit so sehr das Gefühl vermittelt, nicht nur der Pickel am Arsch, sondern die entzündete Akne auf dem Antlitz der Welt zu sein. *bäh* Wahrscheinlich ist der „Kulturschock“ nach den einsamen Abruzzen einfach ein bisschen heftig.

(Maria, swg)

vom Lago di Campotosto nach Sulmona
Wir verabschieden uns noch nicht ganz von den Abruzzen – es ist einfach zu schön hier. Aber den Lago di Campotosto müssen wir leider hinter uns lassen. Zum Abschied fahren wir noch über die Brücke, die den See quert.

Hier ist ein wahres Paradies für Motorradfahrer und Rennradler. Beide begegnen uns häufig genug. Besonders die 50 km rund um den Lago di Campotosto dürften es den Radlern angetan haben. Zu Tode strampelt man sich hier auch nicht, wie man denken könnte: Obwohl es mit 35°C ziemlich heiß ist, ist das Klima alles andere als unangenehm, schwitzen hilft hier sehr gut, die Luft ist extrem trocken. Auch dauert es selbst im August noch bis ca. 11 Uhr um das Termometer 30° erreichen zu lassen. Wir fahren noch eine Weile über die herrlich kurvigen Bergstaßen. Unser nächstes Ziel ist Sulmona.

Sulmona ist eine richtig nette Kleinstadt, aber keine der verschlafenen Sorte. Ovids Geburtsort lebt. Es ist offenbar immer, mehr oder weniger, Markt und genügend Händler und Touristen beleben die Straßen selbst zur Mittagszeit.
Auf dem Marktplatz versorgen wir uns mit einem leichten Mittagessen, kaufen etwas Obst. Unterm alten Aquädukt ist ein guter, schattiger Platz mit tollem Blick über die Piazza Giuseppe Garibaldi.


Den Corso Ovidio hinunter stehen endlos Straßenhändler, darunter auch ein paar, die lokale Köstlichkeiten verkaufen.


Leider können wir die nicht Mitnehmen.

Haha, Witz komm raus

Aber Sulmona ist noch für seine Zuckermandeln bekannt, arrangiert zu Sonnenblumen.

Kleine und große bunte Köstlichkeiten.

Ein paar kleine nehmen wir mit.

Und wir essen das wohl beste Eis unseres Italienurlaubs. Fünf Euro die Riesen-Tüte mit Kugeln groß wie Tennisbälle. Und es schmeckt unheimlich gut. Abendessen können wir streichen ;)

Wir laufen weiter den Corso runter

und werfen noch einen Blick in die Kirche Santa Annunziata.


Schade, aber uns geht die Zeit aus, wir müssen heute noch irgendwie nah an Rom heran und auch noch einen Zeltplatz finden.

(Maria, swg)

Wir sitzen im Zeltplatzrestaurant, ich klimper auf dem Netbook rum und Maria liest im Reiseführer. Stefano, einer der Angestellten, sieht mich dasitzen. Ob ich Internet bräuchte? Hier gibt’s nämlich Wifi! sagt er nicht ohne etwas Stolz. Er verrät mir das Passwort. Bei Linux ist vieles simpel, aber deswegen nicht gleich einfach und der Vorführeffekt sagt und kichert frech von unterm Tisch. Ich brauche eine Weile, bis ich drauf komme, dass in die wpa_supplicant.conf bei proto=WPA2 stehen muss. Online! In Deutschland regnets. Schon die ganze Zeit. Soll auch nicht aufhören. Arme Kollegen.

Ich bastel schnell die Abruzzo-Seite hier ins Blog, nur um die Daheimgebliebenen neidisch zu machen ;)
Für unseren Rom-Besuch recherchieren wir im Netz und entdecken den Roma Pass, der wird unseren Tripp um ein paar Sorgen erleichtern.

Der Blick über den See im Sonnenuntergang ist hinreißend.

Es ist soweit, das Abendessen soll beginnen, hinten im Restaurant werden wir platziert. So einfach die Holzhütte von außen aussieht und innen eingerichtet ist: Die Küche ist großartig. Der Ofen ist hier im Raum integriert.

Der Meister am Ofen ist Stefano. Er kommt immer wieder vorbei, erkundigt sich, ob es schmeckt. Welches Wort wir heute schon auf italienisch gelernt hätten? Noch keines, na dann jetzt: welches soll es sein? „Danke, Ich habe genug“ entscheiden wir. Al finito, was anderes wär zu kompliziert. „Pecora“ heißt Schaf, sind’s schon zwei Worte, heute.

Heute Abend ist die Abfolge so: Brot geröstet in Olivenöl überbacken mit Schinken und Käse, dazu Prosciutto, Parmigiano. Bohnen. Pasta: Farfalle mit Basilikumpesto und getrockneten Pilzen. Gekoches Lammfleisch mit Knochen. Lamm und Kalb vom Grill. Dolce lehnen wir dankend ab.

Wir werden jeder 5 kg mehr auf den Hüften mitbringen…

Draußen erleuchtet der Mond den See.

(Maria, swg)

Heute Nacht wollen wir wieder campen, unsere abendlichen Gelage haben ziemlich ins Kontor geschlagen. Einen Zeltplatz haben wir am Lago di Campotosto ausfindig gemacht. Uns ist nur etwas bange wegen des Feiertages, nicht das da alles voll ist.

Der Lago di Campotosto ist ein Stausee, die Mauern wurden in den 1930er Jahren errichtet und das ehemalige Torfmoor geflutet. An einer der drei Staumauern ist ein Wasserkraftwerk errichtet.

Wir nähern uns von der S.S.80 der Diga di Sella Pedicante und fahren dann links um den See herum.

Unglaublich viele Italiener campen hier wild. Wo die Autos können, parken sie den Straßenrand nahezu lückenlos zu. Liegt am Feiertag.

Fast verpassen wir unsere Auffahrt zum Zeltplatz Agricampeggio „Cardito“. Wir sind etwas enttäuscht, denn die Straße geht vom See weg. Oben stehen wir erst etwas unschlüssig in der Bar des Zeltplatzes. Die zwei Italienerinnen vor uns kleben an der Theke und smalltalken ununterbrochen und ungestört. Endlich bekommen sie ihren Caffe und schwirren ab.

Es geht ganz einfach, auf englisch: Wir sollen uns einen Platz suchen, aufbauen und halb/um fünf uns hier anmelden kommen.

Wir suchen nicht lang, vorn an der Kante finden wir eine schöne Stelle mit Panoramablick. Der Campingplatz ist großartig.

Bei einem Cappuccino erledigen wir die Anmeldung. Wir entdecken, dass hier nicht nur eine Bar untergebracht ist, sondern ein ganzes Restaurant. Dann ist das Abendessen doch gesichert – Einkaufen haben wir nämlich völlig vergessen.

Aber jetzt schnappen wir uns erstmal die Badeklamotten und laufen ans Seeufer runter. Unten feiern Grüppchen Italiener mal lauter mal leiser. Irgendjemand spielt eine Melodie, die anderen singen mehr oder weniger textsicher mit.

Wir finden ein Fleckchen am sehr steinigen Strand. Mit viel ah, uh, au & autsch wanke ich ins Wasser. Herrlich! Maria hat’s mit ihren Teva-Sandalen leichter.


Über die Brücke da drüben fahren wir morgen zurück. Was man von hier nicht sieht: Der See hat dahinter links noch einen großen Arm.

Der Wind frischt auf und die Wellen werden größer. Maria fröstelts. Gehen wir zurück. So schön, wie man oben im Zeltplatzrestaurant sitzt, wird das Aufschreiben noch mal so leicht fallen.

Den Vorsatz, etwas sparsamer zu sein, wird das Restaurant sicher wieder zur Makulatur werden lassen…

(Maria, swg)

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