Auch eines der Dinge, an das man sich erst gewoehnen muss…
Als Taxifahrer braucht man in Petersburg offensichtlich keine Lizenz oder Berechtigung irgendeiner Art. Oder es stoert zumindest keinen, dass ein Grossteil der Taxis “schwarz” faehrt. Es gibt auch offizielle, die mit ’nem gelben Schild auf dem Dach, aber ich hab noch keines benutzt. Wahrscheinlich sind sie auch teurer.
Man stelle sich also an den Strassenrand und halte die Hand hinaus – keinen Daumen oder sonstigen Finger – einfach nur die flache Hand schraeg nach unten. Es dauert dann meistens keine 30 Sekunden bis eines der Autos anhaelt. Den Preis sollte man stets vor der Fahrt festlegen.

Die Benutzung dieses oeffentlichen Transportmittels ist einerseits lebenswichtig, lebensmüde muss man dafür andererseits auch sein. Lebenswichtig, da es des Nachts die einzige Moeglichkeit ist nach Hause zu kommen. Bei vier Personen ist jeder mit ca. einem Euro dabei. Lebensmuede wegen des Fahrstils und des Vehikels selbst. Dieses ist zumeist ein Lada, Wolga, hin und wieder auch ein Ford Escord oder vergleichbares. Aber es ist unter Garantie nie juenger als 20 Jahre. Alles was abfallen koennte ist bereits abgefallen, rostrot ist die ueberwiegende Farbe des Wagens. Hinten laesst sich nur eine Tuer oeffnen (mehr ist ja auch nicht noetig) und Gurte im Fond zaehlen schon zur Komfortausstattung. Der Fahrer ist eigentlich immer ganz nett und Unterhalten ist Pflicht! Nachdem man dem Fahrer erläutert hat, dass Anschnallen (soweit moeglich) fuer uns reine Gewohnheit und kein Akt des Misstrauens ist, folgen dann die ueblichen Fragen nach dem Woher und Wohin und Warum und ueberhaupt. Bemerkenswert ist, dass ich noch keinen Fahrer erlebt habe, der trotz schlechter Strassen und unter Missachtung saemtlicher Verkehrsregeln (einschliesslich roter Ampeln) die magische Grenze der 100 km/h nicht erreicht haette. Und wenn man dann noch erfaehrt, dass er die letzten drei Tage durchweg gearbeitet hat, weil er seine Stadt gerade waehrend der Weissen Naechte so liebt, freut man sich doch gleich auf das naechste Mal. (Henning)