Zum Tode verurteilen, ich kann’s mir einfach nicht vorstellen – welche zivilisierte Gesellschaft kann das vor dem eigenen Gewissen rechtfertigen? Zur „Humanität der Todesstrafe“ kann man sich unter todesstrafe.de belesen.
Es ist wohl unstrittig, dass Saddam Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat. Aber jemanden umbringen? Auge um Auge, Zahn um Zahn? Wie soll sowas die Resentiments der Volksgruppen untereinander beenden? Die Suniten werden schön randalieren. Nicht zuletzt wegen der Todesart: den Strang – die größtmögliche Erniedrigung.
Und der Prozess gegen Saddam wird sich weit in die Zukunft auswirken:
Die Sunniten werden immer beklagen, dass das Gericht, vor dem Saddam sich verantworten musste, auf keiner rechtlichen Grundlage stand. Damit habe sie formal recht: 1949 haben auch die USA die Genfer Konvention unterschrieben und heute haben sie gegen sie verstoßen. Die Besatzer hätten weder das Gericht einsetzen noch die Richter bestimmen dürfen.
Es wird unter den Sunniten völlig nebensächlich sein, dass Saddam Verbrechen begangen hat. Den Vorwurf eines unfähren Prozesses werden sie immer erheben können. Weit hergeholt ist das nicht: schauen wir nur mal in unsere eigene Vergangenheit. Was wird auf Treffen Brauner Gesinnungsgenossen trompetet? Genau: die Nürnberger Prozesse hätten ohne Rechtsgrundlage stattgefunden. Formaljuristisch wahrscheinlich korrekt. Aber was die angeklagten eigentlich getan hatte, der Grund, warum über sie Gericht gehalten wurde, der kommt dabei nie zur Sprache.
Glaubt jemand ernsthaft, das würde im Irak anders laufen? Die USA beweist sich, spätetens wenn sie die Todesstrafe an Saddam vollstrecken, als Elephant im außenpolitischen Porzellanladen. Die Reaktion der Sunniten will ich mir dann eigentlich gar nicht mehr ausmalen, mehr als ein paar Teller gehen da auf jeden Fall zu bruch. (swg)