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… und hatten die Pest an Bord. Ok, so schlimm wars beileibe nicht, wir lagen ja nicht vor Madagaskar. Die Fähre „Florencia“ ist ein sehr gebrauchter Ofen. In unserer Innenkabine war mehr Platz als gedacht, aber wir brauchten auch nur zwei der vier Schlafplätze. Von den Matratzen kann man bestenfalls behaupten, sie wären gemütliche Mulden. Was allerdings meine Tolernzgrenze überschreitet ist, wenn im Bad überall Haare vom Vormieter und Staub kleben. Als netten Willkommensgruß hatte der auch sein letztes Püh nicht runtergespült. Es trug zur eh schon aromatischen Luft in der Kabine bei.

Interessant ist auch der Geräuschpegel: Der ganze Eimer wummert und vibriert von der Maschine her. Untermalt wird das ganze von einem beständig laut rauschenden Frischluftgebläse.

Uns war nachts halb eins aber erst mal alles egal. Ab in die Koje und Augen zu. Fast. Alina ists jetzt zu viel, wir haben den Bogen überspannt. Nach einer halben Stunde herzzerreißenden Geschreis ist Sie aber einfach zu müde und der Sandmann kommt.
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Die Uhr sagt um sieben. Alina ist wach, wir stehen mit auf. Nachdem das Bad ordentlich unter Wasser gesetzt ist, gehen wir eine Nase Frischluft schnuppern. Bei der Gelegenheit werfen wir einen Blick aufs Tablet: Wir sind auf Höhe der Südspitze Sardiniens & 40 km/h schnell. Über der diesigen See erstrahlt am Horrizont die Sonne als gleißender Nebel, die See ist ruhig.Maria behauptet dauernd, der Kahn würde schwanken, ich muss mich drauf konzentrieren, um das überhaupt wahr zu nehmen.

Mit uns an Bord sind noch zwei deutsche Familien.Wir sind eine fröhliche Krabbelgruppe!

Mal abgesehen davon ist eine Fährüberfahrt recht ereignislos. Viel rumzustreunen gab es nicht, so groß ist die Florencia nicht. Da das Wetter aber toll und das Heli-Deck offen ist, kann man ja Panoramas machen.Und man kann in der Sonne mit den Kindern rumalbern.

Laaaaaaaaaaaaaaand in siiiiiiiiiiicht!!1! Die Schatzinsel!!1!Nee, ist Ustica. Dann dauert’s jedenfalls nicht mehr lange bis Palermo. Lustig ist, das die Italiener gerade anfangen, wie wild zu telefonieren. Das geht aber nur so lange, wie die Insel zu sehen ist. Also eher kurz. Das Schiff fährt einfach weiter.

Erstaunlich pünktlich sind wir vor Palermo, es ist 18:30 Uhr.Und da liegen wir dann erstmal rum. Die Sonne plumpst ins Meer.Bis zum Anlegen im Hafen dauert es noch bis 21:00 Uhrund nochmal bis fast um zehn, ehe wir von der Fähre runter und nach Avola losfahren können. Knapp 3 h Fahrt stehen uns noch bevor. Etwas wild geht es aus Palermo raus, dann ist die autostrada nächlich leer.

(Maria, swg)

Den ganzen Tag haben wir Zeit, unsere Fähre in Genova zu erreichen, Check in ist 21:00 Uhr. Natürlich sind wir nicht pünktlich 7:00 Uhr aus Gmund los gekommen. Aber immerhin acht Uhr sind wir auf der Piste – und damit haben wir gerechnet. Wie immer nehmen wir den Achenpass – Kufstein kann ich nicht leiden, außerdem sparen wir uns die Maut. Die 171 bis Innsbruck ist gut ausgebaut. Mit Tempomat ist das knorke zu cruisen.

Sonor röhren wir zum Brenner rauf. An der Europabrücke biegen wir kurz auf den Rastplatz ab. ‚Da liegt ein Cache!‘ Maria kommt und kommt nicht wieder, Alina ist inzwischen aufgewacht. Ich klemm sie mir unter den Arm und laufe zur Brücke vor. Bungeejumpen kann man hier, 192 m. Na nee, danke. Oben von der Kapelle winkt Maria. Na gut, rauf geht’s die Stufen.EuropabrückeDer Cache ist nicht auffindbar, aber der Blick entlohnt.EuropabrückeWeiter geht’s – Die schlagartige Ruhe abwärts auf der italienischen Seite ist wieder beeindruckend, das Panorama erst recht.

Unsere Mittagspause haben wir in Bozen, außerdem versorgen wir uns hier mit italienischem Internet. Der Plan war, bis um elf in Bozen zu sein, erst Alina ihr Mittag zu verabreichen und dann den Windshop zu suchen. Bis um zwölf wird der wohl geöffnet haben. Das Navi sieht halb zwölf voraus, reicht ja auch noch. Die freundliche Polizei macht uns einen Strich durch unsere schöne Rechnung: Führerschein Ausweise und Fahrzeugpapiere bitte… -.-

Und es dauert. Punkt zwölf sind wir in Bozen, Schnecki wird unter den Arm geklemmt und los zum Wind-Shop – vielleicht haben wir Glück. Und tatsächlich, bis halb eins ist er auf. Wir kaufen zwei SIM-Karten und buchen Prepaid das Mega-Unlimited-Paket: 10 GB für einen Monat kosten 12,- €. Der einzige Haken an der Sache: Man muss wenigstens 35,- € auf eine Karte buchen. Mal sehen, was wir damit machen. Wurscht, wir haben Internet! Ab heute Abend, aber auf der Fähre dann natürlich nicht mehr.Aber jetzt kriegt das Kind der Internetgeilen Eltern erstmal Brei.Brei in BozenUnsere Grinsmaus animiert jeden Erwachsenen zu Albernheiten, das ist echt lustig.

Am Gardasee biegen wir wieder von der Autobahn ab. Wir wollen nochmal den malerischsten See der Welt sehen. Und einen Cache suchen… Wir gondeln wie schon 2011 mit höchstens 70 km/h die unglaublich schöne Küstenstraße an der Ostseite des Gardasees hinunter. Diesmal ist’s diesiger, aber nicht weniger herrlich. Wir haben darüber glatt das Fotografieren vergessen. Unseren Halt machen wir am „Kürzesten Fluss der Welt“, dem Aril. Gerade mal 175 m fließt er an der Oberfläche, ehe er in den Gardasee mündet. Hier freut sich Maria auch über den Cache.Earthcache am GardaseeAm Ufer auf einer Bank kriegt Alina ihren Nachmittagsbrei, dann läuft sie an der Hand noch ein bisschen rum.Alina läuft am GardaseeDas ist eine sehr zuverlässige Methode, unser Kind müde zu kriegen. Überhaupt ist unsere kleine Maus sehr reisetauglich. Die meiste Zeit verpennt sie im Kindersitz. Wenn man alle zwei bis drei Stunden eine ordentliche Pause einlegt, bleibt sie auch meist fröhlich.

Maria klemmt sich jetzt mal hinters Steuer, ein bisschen Straße genießen. Schnecki quengelt doch etwas und trotz schwerer Müdigkeit will sie einfach nicht einschlafen. Arme kleine Maus. Ist ja auch hart, den ganzen Tag im Auto. Auf der Autobahn rollt es dann wieder. Hier sind die fast wie mit dem Lineal auf der Karte gezogen, erst nah Westen, dann nach Süden. Je mehr wir uns Genova nähern, desto schlechter wird das Wetter.MistwetterBei einem kurzen Tankstopp vor dem Apennin stehen wir dann auch im Regen.

Maria will nicht mehr fahren, wie sich rausstellt ist das nicht nur wegen des Wetters gut so gewesen. Die Autobahn durch den Apennin hat mehr Kurven als ein Schlange.Selbst die erlaubten 80 km/h sind da kaum zu halten, wenigstens ist der Protest von der Rückbank dann energisch. Zu denken gibt außerdem, dass die eben noch schiebenden Italiener im Rückspiegel plötzlich fehlen. Für mich ist das wohl das schärfste Stück Autobahn überhaupt.

Genova kommt recht abrupt in Sicht. Den Anblick muss man auch erst mal verdauen. Um die Bucht die steilen Hänge hinauf brandet eine Flut graubrauner Häuserwürfel. Dazu verfitzen sich dazwischen, einem Wollknäuel gleich, Straßen über schmutzige Betonbrücken. Romans Tipp, das Navi zu ignorieren und lieber den Schildern zum Hafen zu folgen, ist Gold wert. Da Ding kann sich bei so vielen Straßen übereinander einfach nicht entscheiden, auf welcher es einen vermuten möchte.

Schneller als gedacht rollen wir am Wärterhäuschen des Check-In vorbei ins Hafengelände. Da stehen wir nun, bestellt und nicht abgeholt: 19:30 Uhr. Von unserer Fähre ist noch nichts zu sehen. Alina bekommt deshalb erstmal ihren Abendbrei im Imbiss und wird dann in den Schlafanzug gesteckt.Genua HafenimbissAuch vo hier sieht Genua nicht wirklich schön aus.GenuaGenuaÜber die Altstadt weiß Wikipeda ja freundlicheres zu berichten.

Langsam dämmert die Nacht herein, wir können nur warten. Nebenan läuft eine andere Fähre aus, der Schiffsdiesel wird angeworfen.Wie wir später herausfinden, ist deren Verspätung der Grund für unsere: die kann erst einlaufen, wenn die Napoli da drüben den Hafen verlassen hat.

Endlich, unser Pott ist da!FlorenciaEs ist dreiviertel neun. Das Löschen der Ladung und unser Bording wird sich noch bis fast Mitternacht hinziehen. Die Hafenausfahrt sehen wir uns noch draußen an, dann verschwinden wir – todmüde – im Bett in der Koje.

(Maria, swg)

Meinem Bruder hatte ich einen Ausflug zur F60 geschenkt – ich glaub, das ist mehr als ein Jahr her… Marias Vater haben wir auch noch mitgeschleift, der sieht seine Enkeltochter demnächst fünf Wochen nicht – quasi letzte Chance.

Die F60 ist die größte bewegliche Arbeitsmaschine der Welt. Fünf Stück hat man davon gebaut, vier fahren noch und enblößen die Braunkohle. Eine wurde stillgelegt und konnte von einem Verein erhalten werden; sie steht in Lichterfeld, halb auf dem Weg von Dresden nach Berlin.

Das Teil ist ein Gigant: 502 Meter überspannt sie, zwischen den Fahrwerken liegen 275 Meter, der Ausleger ragt 191 Meter über die Halde hinaus und reicht in eine Höhe von 74 Meter (rechts).F60 PanoramaNach einer kurzen Ansprache unserer „Reiseleiterin“ gibt’s Helme und dann können wir zum Aufstieg. Dazu muss man hinten rum zwischen das Fahrwerk. Man steht staunend vor 700 eisernen Rädern.Fahrwerk F60Fahrwerk F6013.500 Tonnen wog der Koloss! Heute, nachdem die weiter verwendbare Technik abgerüstet wurde, sind es noch 11.000 Tonnen. Jetzt aber mal die Treppe rauf.F60 PanoramaLinks ist der Ausleger, der über den Tagebau hinüber zur Abraumhalde reichte. Im Betrieb waren der Abraumförderbrücke zwei Eimerkettenbagger beigestellt, die den Abraum auf die Brücke schaufelten. Rechts ist einer der beiden Querförderer zur Hauptbrücke zu sehen. Hier nochmal in groß.Das Hauptförderband liegt nicht mehr auf der Brücke.Ein Blick zurück ist atemberaubend. Der riesige Koloss gleicht von hier eher dem filigranen Netz einer (größenwahnsinnigen) Spinne.Runtergucken muss man auch wollen.Manchmal steht man auf einer Treppe, drunter kommt lange nichts und dann erst der Boden.Oh, eine Lampe.Wir sind schon 275 m weit: das ist der erste Abraumausleger.Wir stehen über dem Haldenfahrwerk.Hier geht es wieder runter: Abseilen ist angesagt.Wenn man das gebucht hat.

191 m weiter ist man ganz oben und kann runter und rundrum gucken.Das da unten ist wird der Bergheider See. Seit ein paar Jahren ist der Pegel wohl nicht mehr gestiegen, im Spreewald käme nicht mehr genug Wasser an.Bergheider SeeAn der Förderseite sieht man den zweiten Ausleger für den Abraum-Eimerkettenbagger.Der Weg zurück ist so lang, wie der hin. Aber man kann mal wie ein Kanzler gucken, vom Medienkanzlerblick.Und das hat’er gesehen.

Die Treppe hab ich für Mutti fotografiert.Von solchen Ausblicken ist sie „Fan“.

Wahnsinnsbrücke. Da unten in der Kiste ist übrigens die Steuerzentrale (gewesen). Drei große Schränke voll Robotron.Abwärts gehts.Rechts sieht man den Trafowagen. Die Anschlussleistung der ganzen Brücke beträgt 27.000 kW.

Damit ist die Tour zu Ende. Im Werkstattwagen gibt’s einen Imbiss und Nachmittagsbrei für Alina.

(Maria, swg)

Sorry, zu privat für die Öffentlichkeit. Vielleicht klappt’s nach dem Login?

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