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Weihnachten naht, palettenweise versperren Hohlkörper aus Schokolade die Gänge der Kaufhallen und Lawinen von Christstollen begraben Regalreihen. Dazwischen marodieren Leb-/Pfefferkuchen aus verschiedensten dafür bekannten und nicht bekannten Städten. Es ist nicht zu übersehen, Weihnachten naht. Aber wer bin ich, mir Weihnachten durch profanes Kaufen fertiger Produkte in meine Stube werfen zu lassen?! Selber machen ist wieder im Kommen! (Außerdem hat Mutter „nö“ gesagt, muss ich also selber ran)
Der Feiertag ist wie geschaffen dafür, die eigene Küche in ein absonderlich Schlachtfeld zu verwandeln. Nach meinem ersten Versuch Stollen zu backen vom letzten Wochenende ist heute wieder genau die richtige Laune beim Aufstehen dafür.Stollen backen
Das Rezept für einen Stollen ist einfach (Die Zutaten sollten auf Zimmertemperatur sein, dann lassen sie sich leichter verarbeiten):
Zutaten
500g Mehl
100g Zucker
300g Rosinen
evtl. Rum zum Einlegen
40g Hefe
5g Salz
50g Schweineschmalz
50g Butter
50g Butterschmalz
50g Zitronat
50g Orangeat
½ ungespritzte Zitrone (Saft und Schale)
oder fertig geriebene Zitrone aus der Tüte
25g bittere Mandeln
40g süße Mandeln
1 Päckchen Vanillezucker
200ml Milch
Nach dem Backen: ½ Stück Butter &
½ Päckchen Puderzucker
In etwas lauwarme Milch wird die Hefe gebröselt und aufgelöst. Das Mehl wird in eine Schüssel gesiebt und in die Mitte eine Vertiefung gedrückt. In die Vertiefung im Mehl wird die aufgelöste Hefe geben und von der Mitte aus wird etwas Mehl dazugerührt, dass ein kleiner Teig entsteht. Diesen Vorteig bestäubt man mit etwas Mehl und läßt ihn eine halbe Stunde gehen.
In der Zwischenzeit können die anderen Zutaten vorbereitet werden: die bitteren und süßen Mandeln abziehen und hacken und die Rosinen, wenn nötig waschen (sonst wird der Teig evtl. unansehnlich braun). In letzter Zeit sind mir allerdings Rosinen über den Weg gelaufen, die bereits sehr sauber sind. Außerdem noch die Zitrone auspressen und die Schale reiben¹.
In den aufgegangenen Vorteig werden jetzt alle Zutaten eingeknetet. Der Teig muss am Ende fest, darf aber nicht zu derb sein. Mit der Zugabe der Milch sollte man vorsichtig sein und tatsächlich nur den Rest der 200 ml zugeben. Ist der Teig nicht fest genug, läuft er beim Backen breit. Er muss jetzt wenigstens zwei Stunden gehen, besser lässt man ihn über Nacht in Ruhe.

Backen: den aufgegangenen Teig zusammenstoßen und eine schmalen Rolle auf dem gefetteten Backblech formen. Die Rosinen auf der Oberfläche sollten abgelesen oder reingedrückt werden, da sie sonst im Ofen verbrennen. Die Rolle wird längs einen Zentimeter tief eingeschnitten und muss noch einmal zehn Minuten ruhen. In der Zeit kann der Ofen vorgeheizt werden: 160°C genügen, bei Umluft sogar etwas weniger. Nach knapp einer Stunde sollte der Stollen hellbraun und fertig sein. Den heißen Stollen mit einer Gabel an verschiedenen Stellen einstechen.

Verschiedenen Rezepte verlangen, den Stollen jetzt mit (einem halben Stück) zerlassener Butter einzupinseln und mit dem Puderzucker einzustäuben. Da ich den Stollen aber lieber länger als zwei Wochen reifen lasse (er ist dann einfach besser durchgezogen), könnte es passieren, dass die Butter ranzig wird. Die längste Lagerzeit bisher bei einem Stollen war 1 Jahr – natürlich unverdorben, da ohne Butterbehandlung. Gut verpackt war er einfach in der kühlen Vorratskammer vergessen worden.

Nachdem der Stollen einen Tag lang ausgekühlt ist, wird er in Butterbrotpapier gewickelt und in einer Folietüte verschlossen. Kühl (10-18°C) und trocken lasse ich den Stollen vier Wochen in Ruhe. Ein paar Tage vor dem Anschnitt wird er wie oben beschrieben mit Butter und Puderzucker behandelt.

¹ Noch etwas zu dem Rezept: Ich glaube, die fertig geriebene Zitrone aus der Tüte ist besser, als die frisch ausgepresste und deren geriebene Schale. Letztes Jahr war es mal passiert, dass ein Teig nicht ordentlich aufgehen wollte, und ich meine, es lag an etwas zu viel Zitronensäure -sie scheint die Hefe zu behindern. (swg)

„Da wollt’er nu mit viere lang aus’m Hof kutschiern, und nu hakt’ern Pfostn“. Der Satz hallt immer noch nach, dabei hab ich die Hörspielfassung von Ehm Welks „Die Heiden von Kummerow“ schon sehr lange nicht mehr gehört – aber vermutlich als Kind wenigstens einmal zu oft. Meine Eltern vermutlich auch, denn die Platte rotierte dauernd auf dem Teller. Später fand ich das Buch im Schrank – Mutter hat die Hinstorff-Ausgabe. Und gelesen hab ich das dann auch endlos oft.

Diese schöne Erinnerung hab ich mir wieder in meinen Bücherschrank gestellt, riecht sogar wie früher. 3 2 1 … „Die Gerechten von Kummerow“ gab es gleich noch dazu, die kann ich aber nur vage als Film erinnern.

Dieses Buch erzählt in zweiundzwanzig Kapiteln, der Wahrheit gemäß, was sich in einem halben Jahre, von Palmarum bis Michaelis, als der alte Kuhhirte die Gegend verlassen musste, an hellen und düsteren Ereignissen, an menschlichen Handlungen der Liebe und des guten Willens, der Schwäche und der Böswilligkeit zutrug in Kummerow im Bruch hinterm Berge.
Ein alter von Büchern gestützter Glaube will wissen, das irdische Paradies habe in Vorpommern gelegen; dem Schulzen Christian Wendland sagte sogar seine innere Stimme, es könne nur bei Kummerow im Bruch hinterm Berge gelegen haben. Der Erzähler, auch ein Kummerower, hat beim Nachforschen zwar nicht die Wiege der Menshcheit gefunden, aber, wie er glaubt, ein Stückchen vom Schaukelfuß dieser Wiege. Woher auch sonst als aus dem Paradies könnte die Verzierung auf dem ausgegrabenen Holzstück stammen: ein Gesicht , nicht jung und nicht alt, nicht eines Engels und nicht eines Teufels, einfach ein Menschengesicht, das lacht. Die Berufenen mögen es nachprüfen. Darum widmet der Verfasser das Buch allen jungen Herzen!

Direkt bin ich in Kummerow. Osterferien, das Heiden-Döpen, kirchlich-dörfliche Doppelmoral, Martin Grambauer, Ulrike, Johannes Bärensprung… ach und die Geschichte mit der Einsegnungsgans! ich geh lesen. (swg)

Rainald Grebe kennt der ein oder andere vielleicht noch aus Nightwash oder dem Quatsch Commedy Club.

Ein Buch hat der Mann auch geschrieben, ich habs nicht gelesen. Aber die inszenierte Lesung seines Werkes (Hörproben gibts beim Fanclub), die es auf seiner Seite zu kaufen gibt, habe ich mir angehört: Ein surrealer Trip auf den Weltmeeren, ziellos, verstörend, nur die Antwort auf die eine Frage suchend: Wohin geht die Reise?
So richtig verdaut hab ich den Trip noch nicht – muss ich mir nochmal anhören. Gerade deswegen gibt’s ne Empfehlung. (swg)

Rainald Grebes Seiten
1. Offizieller Rainald-Grebe-Fanclub

Global Fish von Rainald Grebe
S. Fischer Verlag, Frankfurt, 2006
428 Seiten
ISBN: 3-596-16916-X
Preis: 8 €

Global Fish Inszenierte Lesung von Rainald Grebe
560 MByte
414 Minuten
192 kBit/s MP3 (ZIP-Datei)
Preis: 25 € kaufen

Ein klein wenig quält mich das Buch ja. Am meisten damit, dass es ziemlich pubertär ist. Die Story hängt absichtlicher Weise nicht offensichtlich zusammen und der Erzähler und auch die Erzählerperspektive ändern sich laufend. Es läuft verdammt viel kreuz und quer – ansich nichts schlechtes – da zu folgen sollte man nur nicht vorm Einschlafen versuchen.

Pubertär ist es, weil die Löcher in der so schon nicht sehr zusammenhängenden Handlung mit Rumgevögel der handelnden Personen gestopft werden. Und zwar von der Sorte, wie man sie auch im billigen Porno-Groschenheft findet. Scheint ein Phänomen bei amerikanischen Autoren zu sein: Immer wenn sie besonders aufgeschlossen und liberal daher kommen wollen, wird in ihren Büchern – detailiert und unerotisch beschrieben – wild gebummst. Dumm daran ist, dass es eher angestrengt wirkt. Aufgefallen ist mir das schon bei anderen amerikanischen Autoren. Zum Beispiel bei „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving. John Irving ist für mich eh so ein eigenes Kapitel. Weiß gar nicht, was Frau Heidenreich an dem findet. Vielleicht liegt mir auch nur die ‚amerikanische Erzähltradition‘ nicht – oder mir sind die Liberalen Amerikas einfach nur sehr fern. Oh, ich schwiff ab.

Die ganze Illuminatus!-Trilogie dreht sich um die Große Weltverschwörung der Illuminaten. Hagbard Celine und seine Crew bekämpfen sie, die die Macht über die gesamte Welt an sich zu reißen suchen, von ihrem goldenen U-Boot (Leif Erikson) aus. Hagbard gehört zur Legion des Dynamischen Diskord – oder der Erisischen Bewegung? scheint eh das selbe zu sein. Im Mittelpunkt steht ein Reporter, der bei seinen Recherchen über die Illuminaten gestolpert ist. Bevor die Illuminaten seiner habhaft werden können, schnappt ihn sich Hagbard und will ihn seiner Legion des Dynamischen Diskords zuführen.

Querbeet fräsen sich Shea und Wilson mit ihrem aberwitzigen Roman durch die Weltgeschichte und sagen uns, was damals wirklich geschah, wer dafür verantwortlich ist und das in Wirklichkeit sowieso die Illuminaten dahinter stecken. Sie bringen alles und jeden in Zusammenhang mit 5, einem Geheimbund der von den Illuminaten benutzt wird, den Illuminaten selbst, 23, dee Legion des Dynamischen Diskord, 17, Delphinen, Atlantis, Pyramiden, _dem_Auge_, keinesfalls den Illuminaten oder Drogen.

Es ist schon schräg und lustig, was man da vorgesetzt bekommt. Auf jeden Fall lohnt es sich aber, mal über das ein oder andere nachzudenken. Zum Paranoiker sollte man aber nicht neigen, sonst ist Schili auf jeden Fall einer von den Illuminaten – ob er es weiß oder nicht. Schäuble sowieso. Und Beckstein wird nur benutzt.

Netzkinder müssen die Große Weltverschwörung (TM) kennen, Hagbard Celine und sein goldenes U-Boot „Leif Erikson“, dessen Hauptrechner FUCKUP und den Delphin Howard. Das Buch ist Pflichtlektüre für alle Nerds.
Die anderen beiden Teile der Trilogie les ich sicher auch noch. Aber nicht so bald. Erstmal lass ich mir von Peter Scholl-Latour den Nahen Osten erklären.
Heil Eris! alles Heil Diskordia, Kallisti! (swg)

Illuminatus! Das Auge der Pyramide
Robert Shea, Robert A. Wilson [Wikipedia]
Original: «Illuminatus! The Eye Of The Pyramid» bei Dell Publishing Co., Inc., New York
ISBN 3-499-22271-X

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