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Heute Morgen war Mikas erster Test im Chariot. Solange man sich bewegt, schläft Mika zufrieden in seiner Hängematte. Unser Ziel war die Waschbox der Tankstelle, die Fahrräder mussten dringend vom Winterdreck befreit werden.Allein: ein richtiger Ausflug war das nicht, Maria treibt es nochmal raus.

Die Dresdner Frauenkirche hat es in die Nachrichten geschafft. Es gibt eine Kunstinstallation und Ausstellung namens „Gaia“ vom britischen Künstler Luke Jerram. Es geht um den Klimawandel und die Zerbrechlichkeit der Erde: Die Installation soll den Overview-Effekt erzeugen, wie ihn Astronauten oft beschreiben, wenn sie vom All aus auf die Erde blicken. Ein riesiges, sieben Meter durchmessendes Abbild der Erde erstellt aus NASA-Bildern, die drei Meter über dem Boden im Kirchenraum hängt soll dem Betrachter das gleiche Erlebnis verschaffen.

Am späten Nachmittag öffnet die Kirche und man kann die Kunstinstallation inklusive klanglicher Untermalung bestaunen. Um sechs sind wir am Neumarkt; Und was soll ich sagen: Die Schlange ist schon ziemliche beeindruckend.Ich bin eher für ’sein-lassen‘ und nach einen Stadtbummel heimkehren. Maria will sich erstmal anstellen und gucken, wie es so vorwärts geht. Die Wartezeit lässt sich außerdem mit einem Waffel-Eis füllen. Es geht schneller voran, als ich vermutet hatte und nach ca. 35 Minuten sind wir in der Kirche.Da hängt sie und dreht sich ganz langsam. Für die Länge der Schlange ist es hier drinnen erstaunlich leer. Wir gehen auch nochmal oben von den Emporen gucken.Ein großartiger Globus. Wie winzig Europa im Vergleich zur restlichen Welt ist! So deutlich ist mir das auf dem Globus zu Hause nicht geworden. Und wie wenig ich weiß, wie Länder auf anderen Kontinenten heißen und wo ungefähr ihre Grenzen verlaufen. Besonders betrifft das Afrika.

Diese Woche kann man noch staunen gehen: Tut es.

(swg)

„Guck mal hier“ hat sie gesagt und mir ein Zettelchen hingehalten. „Nee!“ und „Ernsthaft?“ hab ich geantwortet. Es war eines dieser Frauenarzt-Ultraschall-Bildchen. Anfang Juni letzten Jahres war das. Jetzt ist es vermutlich keine Woche mehr hin und unser drittes Kind kommt zur Welt; Ein Junge diesmal.

Ich hab keine Ahnung, wann die acht Monaten seitdem vergangen sind – muss irgendwann vorletzte Woche gewesen sein. Schon als 2022 begann – schön mit Coronamist – und der Februar hatte schon ein gewisses Alter, da hab ich noch gedacht: ‚Dieses verdammte Jahr wird sich genauso verflüchtigen, wie es schon 2021 getan hat. Am Ende guckst Du wieder zurück, fragst dich, was eigentlich so los war – und der erste Gedanke ist „nichts“.‘ Am Ende ist das zwar nicht wahr, ändert aber erstmal nichts am Eindruck. Vielleicht war der Sommer einfach zu ereignislos – wir waren ja schon im April/Mai in Italien zum Eselwandern. Außerdem geht nun auch Jannika in die Universitätsschule – mit ungebrochener Begeisterung. Nicht zu vergesssen der Oktober; die Fichtelgebirgswanderung mit meinem Bruder und meinem Vater.

Trotzdem ist die Zeit einfach verdunstet und alles mögliche wieder liegen geblieben. Immerhin: Mit sehr viel Mühe haben wir je drei Namen für den Jungen gefunden, mit denen auch der jeweils andere zurecht kommen könnte. Warum ist es eigentlich so unglaublich viel schwerer einen schönen Jungen-namen zu finden? Schöne Mädchennamen gibt es doch auch zu Hauf! Es wird wie bei Jannika laufen: Wir halten die Zettel nebens frisch geborene Kind und entscheiden, wonach er am ehesten aussieht. Bei Jannika war das ganz eindeutig – und da hatten wir zehn Zettel!

Bis es soweit ist hab ich genug Arbeit und es ist dabei entspannt. Das ist eigentlich mal eine Neuerung für mich: Ich bin länger weg – also einen Monat Elternzeit – und es brennen keine Projekte. Mit Grausen erinnere ich mich an die Unizeit und die zähe Projektarbeit, bei der sich vieles am Ende stapelte. Es ist doch ein schönes Gefühl ersetzbar zu sein.

(swg)

In letzter Zeit komme ich wieder häufiger zu der Ansicht, dass die Gesellschaft hier ziemlich am Sack ist. Es hat sich ein roher Ton eingeschlichen; Es wird gemault, genölt und gemeckert, am liebsten aus der Distanz. Wenn man glaubt, der andere ist komisch, dann mault man denjenigen einfach mal an, dass er blöde ist und überhaupt… Sonst müsste man sich ja höflich austauschen… Haha! Nee, nölen ist viel einfacher, lautstark und unflätig, dann kommt’s am Besten, das befreit.

Es geht natürlich auch direkter. Dann wird einfach nur frontal angegriffen: Freitag werde ich auf dem Fußweg angekeift, was ich hier mit dem Fahrrad mache, ich solle gefälligst absteigen „StVO!! StVO!!1!“ . Naja, ich begleite mein fahrradfahrendes, minderjähriges Kind… § 2 Abs. 5 Satz 1 bis 3 StVO. Egal, man schubst mich sogar versuchsweise Richtung Straße. Ist ja auch gar nicht gefährlich.

Ich stelle mich am Bäcker für meine Samstag-Brötchen an. Kommt einer, stellt sich direkt hinter mich und atmet mir in den Nacken. Ich mach zwei Ausweich-Schritte, er tippelt hinterher. Ich mach das nochmal, wende mich um und sage höflich: „Können Sie bitte Abstand halten? Ich finde das extrem unangenehm.“ Die Antwort: „Na dann geh dor‘ woanders hin!“ …!

Heute morgen hole ich die Fahrräder raus. Der dafür einschlägig bekannte mault mich aufs unterirdischste an, ich solle gefälligst die Haustür zumachen, wird ja kalt hier drinnen!!1! Ja, heute hab ich wirklich etwas länger gebraucht, die drei Fahrräder aus dem Keller zu wuchten, als sonst. Auf mein einleitendes „Guten Morgen Herr…“ eskaliert er und brüllt rum, er könne auch ganz andere Saiten aufziehen. Wie bitte?! Keine hundert Meter weiter mault mir ein Schneeschippender hinterher „Mit’m Fahrrad!! Bei dem Weddor! Nu gloar!!1!“. Alter! Was geht dich das an?! Und ‚gloar‘ geht das. Einfach weiterfahren, bloß nicht drüber nachdenken…

Was zur Hölle fehlt den Leuten?! Immer sind es Alte/Rentner! Ist das Zufall? Altersbedingte Idiotie? Schlafen die unterm Backpfeifenbaum? Die angeblichen jugendlichen Rotzlöffel existieren überhaupt nicht, reine Phantasie: Hier laufen nur haufenweisen überhebliche, unverschämte, unflätig maulende/nörgelnde Alte rum. Und alle treffe ich sie.

Es ist ja nicht so, dass es nicht auch normale Leute gäbe. Die sind sogar deutlich in der Überzahl: Am Samstag waren wir auf dem Striezelmarkt. Glühwein, Handbrot, Geiselnahme… Was halt so üblich ist. Der Striezelmarkt war deswegen geschlossen und wir sind halt rüber auf den Neumarkt. Verständlicher Weise hatten auch viele andere den gleichen Einfall; Es war voll. Also sind wir weiter durch den Fürstenzug und über die dicht gedrängte Augustusbrücke. Fun Fakt am Rande: Die einzigen Smombies waren im Rentenalter – aber ich wollte ja positiv… Am Goldenen Reiter ist der Augustus Markt, auch da bekommt man Glühwein und etwas zu essen. Wir schieben uns langsam mit den anderen durch die lange Reihe Büdchen. Und im Nachhinein muss ich sagen: Es war schön. Alle waren rücksichtsvoll, es gab kein Gedrängel und niemand versuchte schneller zu sein. Ich musste keine Sorge um meine Glühweintasse in der Hand haben. Gesittet, wenn auch langsam, wogten wir zwischen den Marktständen dahin. Geht also auch.

Trotzdem. Irgendwie reichen keine hundert vernünftigen Leute, um das tägliche Arschloch einfach so vergessen zu machen. Sie hinterlassen zu nachhaltig Eindruck. Das zerrt an meinen Nerven. Ärgerlich das.

(swg)

In Sachsen ist schon letzte Woche die Schule losgegangen, Jannis Schuleinführung war echt toll gemacht. Bissel lang, aber der ursprüngliche Plan der Veranstaltung war ja auch ein anderer…

Ein anderer ursprünglicher Plan der Unischule war, viele neue Lehrkräfte einzustellen. Die Schule wächst mit jedem Jahr, wie das bei einem aufwachsenden Schulversuch normal ist. Mit dem neuen Schuljahr gibt es Jahrgänge von 1 bis 8. Durch die notwendige Vierzügigkeit mit der neuen Schulform „Gesamtschule“ kommen in jedem Jahrgang Schüler hinzu, und natürlich Lehrkräfte.

Und hier nimmt das Drama seinen Laufe „Der Grundbedarf ist zu 85 % gedeckt.“ wurde mitgeteilt. Praktisch heißt das, der reguläre Unterricht kann stattfinden; Solange niemand krank wird. Wie lange das geklappt hat, kann sich jeder denken: Steigende Coronazahlen, Grippewelle – und Lehrer haben selbst auch Kinder… Genau, schon in der zweiten Woche ist’s Essig mit regulär.

Glücklicherweise erlaubt das Konzept der Unischule, etwas stärker am dünnen Tuch der Personaldecke zu ziehen. In der Grundstufe wird für einen Tag keine Lernzeit angeboten, so hat Jannika Donnerstags nur „Betreuung“. Das heißt, die Kinder der Grundstufe arbeiten selbständig an ihren Aufgaben (natürlich unter Aufsicht).

Die Personaldecke ist übrigens sachsenweit so dünn. Unterrichtsausfall im Regelschulsystem wird also als Regelfall hingenommen. Was soll man auch tun, es gibt schlich keine Lehrer. Da hätte man sich wohl eher drum bemühen müssen, dass ausreichend Lehrer ausgebildet werden…

(swg)

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