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Skischulen fangen hier – und wahrscheinlich auch in allen anderen Skigebieten – immer am Sonntag und Montag an. Am heutigen Samstag haben wir also genug Zeit, die Ausrüstung der Kinder zu leihen. Außerdem wollen wir uns noch den online gebuchten Skikurs bestätigen lassen.

Aber erst gibt es Frühstück. Und das kann sich im Neuwirt wirklich sehen lassen: Müsli, Obstsalat, jede Menge Brotsorten, Brötchen, Käse, Wurst und Marmeladen, Tee und Kaffee selbstverständlich auch. Es bleiben keine Wünsche offen, jedenfalls nicht bei uns.

Die Skischule hat ihre Dependance gleich um die Ecke. Alina und Jannika bekommen ihre Schuhe und Ski – bei Janni ist der kaum länger als die Bindung. Ich hoffe wirklich, dass die beiden das morgen schaffen. Alina scheitert all zu gern an ihrem Anspruch. Bei Jannika bin ich mir nicht sicher, dass sie ohne Mama und Papa da bleibt. Andererseits haben wir sie mit Alina in den gleichen Kurs bekommen. Solange ihre große Schwester dabei ist, geht’s wahrscheinlich. Den Ski-Kram bringen wir ins Hotel.

Mit den Porutschern spazieren wir zur Rosenalm-Bahn. Vielleicht kann man da bissel den Hang runterrutschen. Die Skipässe haben wir dann auch gleich.Spaziergang zur RosenalmbahnDas Wetter ist auf jeden Fall eine Pracht.Spaziergang zur RosenalmbahnNatürlich wird von den Kindern aus jedem Schneehaufen ein Event gemacht. Eigentlich würde ich ja lieber an einem richtigen Hang rodeln.Schneehaufen=RodelbergSchneehaufen=RodelbergSchneehaufen=RodelbergSkipässe bekommen wir an der Talstation, nur Rodeln geht hier nicht. Aber wir bekommen den Tipp, zum Gerlosstein zu fahren. Mit dem Auto dauert’s zehn Minuten. Dort kann man oben mit Reifen rodeln: Snowtubing. Für Schlitten gibt es außerdem eine 7-Kilometer-Abfahrt. Na, das klingt doch nach Familienspaß.

Am Gerlosstein leiht man den Schlitten für die Abfahrt an der Talstation, mit einer Bergfahrt geht es rauf. Viel los ist heute nicht im Skigebiet, die Snowtubing-Strecke schnell ausgemacht. Ein Glück, dass Alina und Jannika niemanden haben fahren sehen, bevor wir gestartet sind. Die Abfahrt ist sehr wild: Zum einen ist die Piste hart und schnell bei Temperaturen über 0°C. Zum Anderen schlägt man in den ausgefahrenen Steilkurven auch mal recht hart an. Und mir fällt Alina kurz aus dem Reifen, ich krieg sie zum Glück schnell wieder reingeangelt. Super fand sie’s nicht. Janni war das eh so viel zu schnell, die war nach der Fahrt ziemlich aufgelöst und brauchte etwas Zeit, bis sie sich beruhigt hatte. Nochmal wollten sie nicht – ich aber schon, solo.snowtubing am GerlossteinFährt man einmal rückwärts, ist wieder umdrehen sehr schwierig. Ne Gaudi war’s auf jeden Fall :)

Zu lange halten wir uns hier oben nicht auf, die Talabfahrt wartet. Maria nimmt Janni auf ihren Rodel, ich nehm‘ Alina mit. Unter sehr viel „Langsamer!!1!“, „bremsen!!1!“ und „nicht so schnell!!1!“ geht es eine wirklich spaßige Rodelbahn runter. Und wenn uns Dellen mal so richtig fliegen lassen, muss Alina dann doch kichern. Der Blick vom Berg ist außerdem atemberaubend schön.Rodeln am GerlossteinRodeln am GerlossteinVielleicht machen wir das nochmal. Heute aber nicht. Wir sind sowieso nass, die Hosenbeine haben beim bremsen Schnee gesammelt. Für den ersten Tag war genug Aufregung, man muss es ja nicht übertreiben.

Im Hotel kann sich jeder seinen Dingen widmen. Ein bissel rumgammeln gehört schließlich auch zum Urlaub. Und Blog schreiben.

(swg)

Fünf Jahre ist es her, dass wir im Skiurlaub waren. Damals noch in großer Gruppe mit Kindern im Alter von vier und jünger. Wir hatten uns in die Kinderbetreuung geteilt. Abends war immer jemand anderes mit kochen im Ferienhaus dran – lang ist’s her. Da ich vor meinem neuen Job noch alten Urlaub verheizen muss, ist das eine prima Chance. Jannika ist inzwischen alt genug für die Skischule und Alina hätte längst auf Skier gestellt werden sollen. Bisher fehlte nur die passende Gelegenheit.

Mangels eigenem Auto haben wir uns einen Mietwagen genommen. Über die Woche musste all unser Ski- und Snowboard-Kram zusammengesucht und durchgecheckt werden. Donnerstag Mittag lässt Maria Arbeit Arbeit sein und absolviert eine logistische Superrunde aus Kinderholen, Mietwagenauslösen, Musikschule und Baumarktbesuch. Unser Kram passt locker in den Fabia Kombi, auch wenn Snowboard und Ski auf die Rückbank müssen – keine Durchlade und mein alter Dachträger passt nicht auf die flache Reling.

Freitag Mittag sammeln Maria und die Kinder mich in Nossen ein, dann geht es Richtung Süden. Nicht gerade in schneller Fahrt, 72 PS sind einfach mal ein bisschen knapp motorisiert. Mehr als 140 km/h fährt man nicht, darüber röhrt einen das 1L-Maschinchen sehr unangenehm an. Entspannt geht anders. Ich wusste nicht, das man heute noch elektrische Fensterheber hinten, Tempolimiter, Gepäcknetz und PDC wegsparen kann. Tatsächlich ärgerlich sind am Ende nur die fehlenden Lautsprecher hinten – Kinderhörspiele in extralaut stressen doch ziemlich. Fast zu erwarten war, das Jannika ihr Essen aus dem Gesicht fällt. Bücher und Autofahren sind für sie einfach keine gute Idee. Sie meistert das aber vorbildlich, zieht ihr Handtuch auf den Schoß und schnappt sich eine Tüte. Halb genervt und halb gelangweilt übergibt sie sich – Zeit für eine Pause.

Immerhin gibt es unterwegs keinen ernsthaften Stau und unser Plan, dem Anreiseverkehr im Zillertal zuvorzukommen, geht auf. In Zell am Ziller ziehen wir ins Hotel Neuwirt.Hotel Neuwirt, Zell am ZillernWir freuen uns auf eine Woche, in der wir uns weder ums Frühstück noch ums Abendbrot kümmern zu müssen – wir werden versorgt. Unser langgestrecktes, sehr großzügiges Zimmer hat die Kinderbetten in einer kleinen Nische an einem Ende des Flurs,Hotelzimmer Neuwirt, Zell am Zillerunser Schlafzimmer ist am anderen Ende. Hotelzimmer Neuwirt, Zell am ZillerSchön, so stören wir die Kinder abends nicht beim Schlafen. Nach der langen Fahrt und dem Abendbrot sind die jetzt aber so aufgekratzt, das an schlafen nicht zu denken ist. Etwas nach acht ziehen wir uns nochmal die Jacken über und spazieren eine kleine Runde durch Zell.

Selbst über die kleinen Reste von Schnee im Tal freuen sich die beiden wie – nun … Schneekönige. Überall muss durchgestapft und drauf rumgehüpft werden.Restschneestapfen in Zell am ZillerRestschneestapfen in Zell am ZillerLange wird die „Pracht“ wohl nicht mehr halten, selbst hier im Zillertal herrschen Temperaturen über 0°C. Weiter oben am Berg kann man die Piste sehen.Skipiste bei Nacht, Zell am ZillerSelbst wenn es gar nicht funktionieren sollte, mit dem Skifahren, gibt es noch Alternativen. Rodeln geht vielleicht und in der allergrößten Not haben wir Badesachen mit.

Am Ende des Spaziergangs sind Janni und Alina dann reif fürs Bett. Wir allerdings auch.

(swg)

Unter der Woche bin ich gezwungener Maßen Frühaufsteher (viertel sechs), das wirkt sich sogar aufs Wochenende aus. Halb sieben ist an Schlaf eigentlich nicht mehr zu denken – egal welchen Tags. Erst recht nicht mit einem dauerfernsehenden Zimmergenossen und bei den dermaßen durchgelegenen Krankenhausmatratzen.

Ich tue, was ich hier jeden Morgen tue: Eine Dusche, anziehen und anschließend hole ich mir meinen ersten Tee vom Wagen auf dem Gang. Mit dabei habe ich ein Buch und so schlendere ich dann lesend über die Flure, Buch in der einen, Tee in der anderen Hand. Das Frühstück gibt es erst gegen acht.

Während ich auf der Gebäudebrücke meinen Gedanken nachhänge, entbrennt im Osten der Morgen von nacht-violett zu feuerrot. Dann drehe ich mich um, einen Blick nach Westen zu werfen. Ich wusste nicht, das ein Sonnenaufgang soetwas kann.Regenbogen vom SonnenaufgangUnd der Regenbogen ist tatsächlich vollständig!Regenbogen vom SonnenaufgangIch klopfe an die Scheibe der Aufnahme und weise nach draußen. Verdutzte Gesichter, Laute des Staunens, dann laufen sie alle – von der Küchenfrau bis zum Arzt – nach ihren Handys.

(swg)

Prag ist eine alte Stadt, was sicher viel ihrer Herrlichkeit ausmacht. So modern und großzügig sie aber in alten Zeiten angelegt war, nach heutigen Maßstäben sind auch diese Straßen eng. Allzu häufig wird der wenige, vorhandene Platz dem Autoverkehr oder Parkplätzen geopfert, gleiches widerfährt den Innenhöfen. Alles ist zugepflastert, damit man Blech abstellen kann. Gegengesteuert wird diesem Problem durchaus. Es gibt ein vorbildliches Straßenbahn- und U-Bahn-Netz. Busse sieht man in der Innenstadt zum Glück eher selten. Wenn man es, wie wir, gewohnt ist, sich in der Stadt ohne Auto fortzubewegen, freundet man sich mit Prag sofort an. Nichts desto trotz macht der Verkehr Prag laut. Das andere Laut rührt aus unzähligen Clubs der Innenstadt. Wir hatten das „Glück“ direkt neben zweien zu wohnen, sodass wir hier sicher ein Extrem des laut ausschweifenden Prags genießen durften. Wer ein überreiches Nachtleben zu schätzen weiß, wird hier in jedem Falle fündig.

Prag lässt leider wenig Raum für Erholung und Entspannung, und das ist sehr schade. Man findet solche Ruhe-Inseln – und das muss man wortwörtlich nehmen, denn es sind die Inseln in der Moldau. Die Plätze mit parkartiger Gestaltung in der Innenstadt möchte ich lieber nicht mitrechnen. Rundherum und teils quer hindurch rollt der Verkehr unablässig – viele gepflasterte Straßen tun ihr Übriges zum Lärmpegel. Dazu jagen ständig Autos mit heulenden Sirenen durch die Stadt, was einen selbst auf den Moldauinseln zwischen den tosenden Staustufen noch erreicht. Wer wirkliche Ruhe sucht kann sie nur außerhalb Prags Innenstadt finden. Eine halbe Stunde Straßenbahnfahrt Richtung Flughafen findet man ein Naherholungsgebiet: Divoká Šárka. Im Prinzip ein Naturschutzgebiet vergleichbar mit der Dresdner Heide. Hier verebbt der Lärm Prags nach wenigen Schritten.

Gleichzeitig ist Prag wunderschön. Alte Bürgerhäuser, gepflasterte Gassen, und vielerorts stehen die Zeugen der langen bewegten Geschichte Prags. Dazu kommt eine immer hoch gehaltene Sauberkeit. Wirkliche Dreck- und Schmuddelecken habe ich in der Stadt nicht wahrgenommen. Und es gibt eine bei uns selten gewordene Einrichtung: öffentliche Mülleimer. Trotzdem stinkt die Stadt, vor allem nach Abgasen. Das Wetter hat es in der Woche aber auch nicht gut gemeint, kein frisches Lüftchen hat geweht, Prag blieb in seinem eigenen Dunst sitzen.

Apropos Dunst: Zu Hause sind wir passionierte Leitungswassertrinker. Im Vorfeld unseres Urlaubs haben wir deswegen geguckt, wie das in Prag so ist, schon weil ich zu faul wäre, Wasserflaschen herumzutragen. Viel Eigenlob über eingehaltene Europavorschriften und bedenkenlose Trinkbarkeit haben wir gefunden. Machen wirs kurz, dreht man den Hahn auf, riecht’s nach Schwimmbad, Chlor massiv! Eigentlich taugt das so nicht mal zum Tee oder Kaffee kochen. Selbst die Kinder beschweren sich beim Duschen… Ihr kommt nicht um Flaschenwasser herum.

Was die Freundlichkeit der Menschen anbelangt, kann man sehr unterschiedliche Erfahrungen machen. Zuvorkommend sind die Prager in jedem Fall, was ich gern an dem Beispiel in der Straßenbahn fest mache: Es wird für alte Leute und vor allem für Kinder aufgestanden – für letztere von jeder Altersgruppe. Andererseits kann es einem passieren, dass man von der Bedienung hinter der Theke eher angeraunzt, denn freundlich nach seinen Wünschen gefragt wird – so geschehen im Zoo. Natürlich gibt es dazu auch unzählige Gegenbeispiele direkter offener Freundlichkeit.

Prag ist schön, aber es ist keine Stadt, in der ich leben möchte. Hier ist es mir zu eng und zu laut. Aber besuchen komme ich Prag sicher wieder, es ist einfach schön.


(swg)

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