Ich fühl mich ja im Italienischen Autoverkehr sehr wohl. Sicher, hier fährt der Durchschnitt einfach viel schneller, als die Verkehrszeichen erlauben, Vorfahrtsregeln sind manchmal fakultativ (im Zweifel hat die größere Straße Vorfahrt), es wird sagenhaft dicht aufgefahren, Blinker nennt man „Christbaumbeleuchtung“ … Das Lamentieren hätte kein Ende, wollte man auf Regeln pochen. Aber genau das ist das Angenehme hier: Keiner erzwingt sich „sein Recht“. In Deutschland scheint mir, warten alle gerne darauf das einer endlich was falsch macht, aber DANNNNNN!!!!! Dann wird erzogen und belehrert, als hätte man die StVO persönlich erfunden.

In Italien gibt es keine Lehrer und gewartet wird hier auch nicht: Hier fährt man – wer zögert lässt gewähren. Dichtes Auffahren auf Landstraßen und Autobahnen heißt nicht „mach hin“ sondern „ich überhol gleich“. Und wer würde sich schon daran stören, das der Hintermann schneller fahren will? (Außer natürlich ein Deutscher!?) So konfus der Straßenverkehr hier auf Sizilien in den Städen wirkt, so reibungslos funktioniet er aber auch. Man sortiert sich irgendwie, man lässt auch mal einen durch, Geduld und Nachsicht sind hier gepflegte Tugenden. Wie sollte das auch anders gehen, in den Bergstädtchen mit engsten Gassen und „pitoresken“ Plätzen? Für Fußwege ist oft kein Platz, sodass die Fußgänger auch noch mit auf dem Pflaster flanieren. Die meisten Fahrer erlebe ich hier als achtsamer gegenüber anderen, als ich das aus Deutschland kenne. Bis jetzt hab ich noch keinen Unfall gesehen, auch wenn das Blech so mancher Karre eine andere Sprache zu sprechen scheint.

Ein paar angenehme Regeln haben sie hier noch: Autobahntunnel sind nicht auf 80 km/h begrenzt, man darf meist mit den erlaubten 130 km/h durchballern. Radarkontrollen müssen per Schild angekündigt sein, Datenschutz und so. Drauf anlegen würde ich es aber nicht: Wird man erwischt, sind die Strafen empfindlich hoch.

(swg)