Borat - FilmplakatGerade komme ich aus dem Kino. Es muss wohl weise Vorraussicht gewesen sein, zwei Flaschen Bier mitzunehmen. »Borat« ist so primitiv wie nur irgendmöglich. Der ganze Film lebt von nichts anderem, als einer Person, die auf die dümmste Art den Larry macht. „Da Ali G. Show“ hatte da schon fast Niveau.
Ist es mutig, sich in eine texanische Rodeoshow zu begeben und zu Beginn unten in der Manege „Stars-Spangled Banner“ zu verballhornen? Oder Pamela Anderson bei einer Autogrammstunde einen „kasachischen Heiratsantrag“ zu machen (die auserwählte Braut wird vom Bräutigam einfach in einen Sack gesteckt und entführt)? Nein. Dummen, Besoffenen und Kleinkindern passiert ja nichts, so die Volksweisheit; glücklich, dass Sacha Baron Cohen noch lebt. (Nicht, dass ich Cohen was schlimmes wünsche – nur rein objektiv betrachtet…)
Andererseits ist es schon lustig, von einem Autohändler, gefragt nach einer ‚Karre zum Aufreißen rasierter Muschis‘ wie aus der Pistole geschossen mit „Corvette!!“ geantwortet zu bekommen. Eine Marke hat ihr Image.
Was ich viel interessanter finde, sind zwei Sachen: Wieviele Leue haben im Kino an Stellen gelacht, an denen ich es nicht lustig fand! Im Hotelzimmer kloppen sich Borat und sein Regisseur Azamat Bagatov. Nackt. Weil sich Azamat auf Pam-An‘ in einer Zeitschrift einen runterholt. Borat kommt gerade aus der Dusche dazu. Bei der Klopperei hat einer den nackten Arsch des anderen im Gesicht. Wer da noch von „britischem Brachialhumor“ schwafelt muss ganz schön hartes Dope geraucht haben. Wahrscheinlich findet aber jeder Film sein Publikum. Was man sich dagegen bei der SZ sonst noch so zuführt, darf dann gerne deren Geheimnis bleiben.
Die zweite Sache betrifft das Unterschichten-Thema – geht ja hierzulande gerade die Medien rauf und runter. Einer zum Wahnsinn neigenden Gestalt, wie Borat, sind Leute, denen es selbst recht beschissen geht, am ehesten bereit, ihn vor sich selbst zu schützen. Ist nur ein Eindruck, vielleicht täusche ich mich auch.

Ich kann verstehen, dass man in Kasachstan sauer ist, die Aufregung halte ich aber schon für zu viel Ehre für diesen Film. Haben sie auch gemerkt. Den Vogel abgeschossenen hat für mich aber das EZAF (Europäisches Zentrum für Antiziganismusforschung). Die stellen gleich mal Strafanzeige gegen MTV, Axel Springer AG, RTL, SAT1 und Prosieben und wollen den Film verbieten. Verbote erzeugen allermindestens Aufmerksamkeit. Lächerlich, weil der Film das nicht wert ist. Zugleich sind die angemahnten Äußerungen im Schreiben und den Presseerklärungen (PDF, PDF & PDF) vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Kriegt Euch wieder ein, Jungs.
Die angebliche Entlarvung der Amerikaner findet kaum statt, am meisten entlarvt sich Sacha Baron Cohen selbst: als Dilettant der schwachen Sorte. Und wer Leute entlarvt sehen will, hört sich lieber den wöchentlichen Podcast von „Alfons“ (extra3) an. (swg)

[via]