EselwandernItalien 2022

Eigentlich sollte doch heute noch ganz brauchbares Wetter sein. Eigentlich. Schon früh morgens beim Aufstehen regnet es Bindfäden. Der Wetterbericht verspricht auch, dass sich das den ganzen Tag nicht ändern wird. Die Esel sind pitschepatsche nass und haben sich sogar notdürftig unter einen Baum gestellt.

Wir checken unsere Optionen: loswandern ist eigentlich keine; So wenig wir Lust haben durch den strömenden Regen zu tappen, so wenig haben das die Langohren. Vielleicht ginge es ohne Gepäck? Dann entfiele immerhin das Ab- und Aufsatteln in den Pausen. Schön wäre das als letzte Etappe zurück nach Goriano Valli trotzdem nicht. Oder aber wir mache einfach einen Tag Pause. Ob das so einfach geht? Giorgio hatte noch gesagt, wir sollen die Heizung laufen lassen, für diejenigen, die uns folgen.

Rufen wir erstmal Saskia an – das ist gar nicht so einfache: Hier in Beffi ist nicht nur kein mobiles Internet, oft gehen auch höchstens Notrufe. Komisch, sonst überall im Tal ging das problemloser als in Deutschland. Dann schreiten wir halt zur ersten Tat des Tages: Frühstück!Irgendwann klappt dann auch der Anruf und es gibt gute Neuigkeiten für uns! Die uns nachfolgenden Wanderer haben ob des Wetters aufgegeben und kommen nicht. Wir könnten also problemlos eine weitere Nacht in Beffi bleiben.

Wir beschließen den Tag einfach zu vergammeln, ein bisschen die Esel zum Grasen ausführen, Spiele spielen, Blog schreiben und ganz allgemein den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Einen Picknick-Korb will uns Saskia nachmittags noch vorbei bringen, dann sind wir versorgt. Ansonsten ist eh noch haufenweise Essen aus den Lunchpaketen übrig …

Damit auch die Esel zu ihrem Recht kommen, bringen wir sie erstmal auf die Wiese vor ihrem Nachtgehege.Nach einer Stunde sind wir nass genug, dass wir doch wieder rein wollen. Rosa und Ambra gucken schon so wie „Ihr geht jetzt einfach?!“Mittags hat Guiseppe frisches Heu vorbei gebracht, die Esel haben was zu schnurpsen. Wir legen die Füße hoch, bei Drecksau und L.A.M.A. Und ab und an suche ich die Waagerechte, der Tag gestern hat mir mehr abverlangt, als ich dachte.

Gegen 16:00 Uhr wird es Zeit, sich wieder mit den Grauohren zu beschäftigen. Da es nicht mehr ganz so derbe schüttet, beschließen wir spazieren zu gehen. Wir werden offenbar schon erwartet, von unseren bedröppelten Beiden.Wir beschließen nochmal zur Chiesa di San Michele Arcangelo zu trödeln. Unterwegs ist im Ort niemand, das Wetter ist eh zum drinbleiben.Das Wetter ist den ganzen Tag mies geblieben. Es war eindeutig die richtige Entscheidung, heute nicht zu wandern. Die Etappe zurück nach Goriano Valli ist zwar nicht lang, aber die letzte will man ja nun nicht im strömenden Regen zurücklegen. Wir können froh sein, wenn der Regen mal weniger fällt, wie jetzt gerade. Außerdem freuen sich die Kinder über einen weiteren Tag mit Eseln :)Grünes gibt es auf der Wiese auch für Menschen: Es sieht aus wie Teefenchel, es riecht und schmeckt wie Teefenchel, heißt aber Bärwurz. Schmeckt aber als Tee ganz hervorragend – wenn man Fencheltee mag.Langsam nimmt der Regen wieder zu, und auch der Blick ins noch so schöne Aterno-Tal kann uns nicht warm halten. So entscheiden wir nach nicht mal einer Stunde zurück zu gehen.Abendessen gibt es aus dem Picknick-Korb und der Abend regnet sich draußen vor dem Fenster ein. Wir sitzen warm, nur unsere armen Esel stehen wieder draußen.

(swg)